Die Finanzierung eines gesundheitlichen Mehrwerts setzt die Unterscheidung von Qualität und Nutzen voraus
http://doi.org/10.24945/MVF.04.15.1866-0533.1912
Abstract
Die zunehmende Verknappung von Ressourcen in den Gesundheitssystemen erfordert nicht nur die kritische Analyse neu hinzukommender, sondern auch die Rechtfertigung bestehender Ausgaben. Zur Sicherung der Qualität und des Nutzens werden Ressourcen aufgewandt, die nicht als Selbstzweck akzeptiert werden sollten. Zum einen sind diese Ausgaben in einer „klinisch-ökonomischen“ Analyse mit dem „Mehrwert“ zu vergleichen, der für die Patienten und das System entsteht. Weiterhin öffnet diese differenzierte Darstellung neue Perspektiven zur Kopplung des vertretbaren Aufwands mit dem erzielten gesundheitlichen Mehrwert. Die hier beschriebenen Überlegungen zu Qualität und Nutzen im Gesundheitssystem sind als Einstieg in eine Analyse zu verstehen. Nach Formulierung einer Hypothese werden die Definitionen von Qualität und Nutzen und deren Konstrukte vorgestellt. Die Konstrukte differenzieren zwischen den Ebenen der Struktur-, Prozess- und Ergebnis-Qualität und unterscheiden den individuellen, den gruppenspezifischen und den gesellschaftlichen Nutzen von Gesundheitsleistungen. Als mögliche Konsequenzen lassen sich verschiedene Formen des Nutzens von Gesundheitsleistungen und ein Wechsel von einer leistungsbezogenen zu einer anreizbezogenen Vergütung ableiten. Dazu sind die Versorgungsergebnisse und der erzielte Mehrwert für das Individuum, die Krankheitsgruppe und die Gesellschaft jeweils anhand geeigneter Indikatoren mit spezifischen Methoden zu erfassen und zu adaptieren. Mit diesem Modell wird über die leistungsbezogenen Anreize eine Kopplung des vertretbaren Aufwandes an den gesundheitlichen Mehrwert der Leistungsempfänger erreicht, die von allen Akteuren des Systems in definierten Intervallen angepasst werden kann.
The Payment for Additional Health Benefit Presumes the Differentiation of Quality and Benefit
The increasing shortage of resources in the healthcare system requires not only a critical analysis of all new expenditures, but also justification of existing ones. To ensure the quality and benefit of healthcare services and products, the necessary resources should not be accepted as ends in themselves. Expenditures should first be compared with the additional benefit accrued for the patients and the healthcare system in a clinical-economic analysis. Furthermore, this differential analysis opens up new perspectives for linking acceptable costs (in the broadest sense of the word) with the desired added health benefit.
The deliberations concerning quality and benefit in the healthcare system described here provide an introduction to such an analysis. After formulating a hypothesis, the definitions of quality and benefit and their theoretical constructs will be introduced. The constructs differentiate among the levels of quality of the structure, the process, and the result of healthcare services and distinguish among the individual, the group-specific, and the public benefit derived from these services.
Different forms of benefit of healthcare services and a transition from a service-oriented to an incentive-oriented reimbursement system are possible consequences. The outcomes of healthcare services and the desired additional benefit to the individual, the group affected by the specific condition, and society at large are to be determined and adapted with specific methods using appropriate indicators. This model makes it possible to link the acceptable public cost to the additional health benefit for the affected individual by means of performance-related incentives, which can be adjusted at predefined intervals by all stakeholders in the healthcare system.
Keywords
Quality, benefit, assessment of benefit, added value, health services
Prof. Dr. Franz Porzsolt , Dr. Stephan Paschke , Prof. Dr. Heinz Naegler , Prof. Dr. Hans-Peter Bruch
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Zitationshinweis : Porzsolt u.a.: "Die Finanzierung eines gesundheitlichen Mehrwerts setzt die Unterscheidung von Qualität und Nutzen voraus", in "Monitor Versorgungsforschung" (MVF) 04/15, S. 39-43); doi: 10.24945/MVF.04.15.1866-0533.1912