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Cochrane aktualisiert Covid-19-„Special Collection“

08.10.2020 09:00
Cochrane hat eine um drei Reviews aktualisierte „Special Collection“ von Übersichtsarbeiten veröffentlicht, welche die Evidenz zu Maßnahmen im Bereich der öffentlichen Gesundheit zur Infektionskontrolle und Prävention von Covid-19 zusammenfassen. Die Themen der drei Rapid Reviews: „Quarantäne“ (Update, am 14.9.2020 erschienen), „Reisebeschränkungen“ (neu, am 16.9.2020 erschienen) und „Breit angelegtes Screening“ (neu, am 15.9.2020 erschienen).

 

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>> Die Hauptfrage des Rapid Reviews „Quarantäne“ lautet: Können Quarantänemaßnahmen allein oder in Kombination mit anderen Public-Health-Maßnahmen die Coronavirus-Krankheit kontrollieren? Die Hauptautorin des Reviews, Barbara Nussbaumer-Streit von der Donau-Universität Krems, Österreich, kommentiert das laut Cochrane so: „Wir haben die erste Version dieses Berichts im April 2020 veröffentlicht. Seitdem haben wir 22 zusätzliche Studien zu Quarantäne gegen Covid-19 identifiziert. Obwohl die Anzahl der Studien in kurzer Zeit deutlich zugenommen hat, ist die Evidenzbasis noch immer begrenzt, da es sich bei den meisten Studien um mathematische Modellierungsstudien handelt, die unterschiedliche Annahmen zu wichtigen Modellparametern treffen. Die Evidenz deutet darauf hin, dass die Einführung einer Quarantäne zu einem frühen Zeitpunkt einer Pandemie und die Kombination von Quarantäne mit anderen Maßnahmen aus dem Bereich der öffentlichen Gesundheit wie z. B. physical distancing dazu beitragen kann, die Ausbreitung von Covid-19 zu verlangsamen.  Es ist jedoch schwierig zu beurteilen, welche Kombination von Maßnahmen am besten geeignet ist, die Zahl der Fälle und Todesfälle zu verringern.“
Auf ebenso unsicherem Evidenz-Boden bewegen sich die Aussagen zu „Reisebeschränkungen“. Hier sei laut Aussagen von Cochrane die Evidenz sogar „von sehr geringer Vertrauenswürdigkeit“, was der niedrigsten von insgesamt vier Stufen der Vertrauenswürdigkeit in Cochrane Reviews darstellt. Doch deuteten die vorliegenden Modellierungsstudien darauf hin, dass grenzüberschreitende Reisebeschränkungen, wenn sie zu Beginn eines Ausbruchs umgesetzt werden, zu einer Verringerung der Zahl der neuen Fälle führen können. Schätzungen für die Größe dieses Effekts lagen zwischen 26 und 90 Prozent und seien deshalb – wie ausdrücklich betont wird – eben sehr unsicher. Hauptautor Jacob Burns von der Ludwig-Maximilians-Universität München sagt dazu: „Reisebezogene Kontrollmaßnahmen finden nicht im luftleeren Raum statt. Ihre Auswirkungen werden von anderen Faktoren beeinflusst, wie dem Stadium der Pandemie, ob eine Übertragung in der Gemeinschaft nachgewiesen wurde oder ob andere Maßnahmen wie physical distancing und das Tragen von Gesichtsmasken durchgeführt wurden. In den Studien, die in unseren Review Eingang fanden, wurden diese Aspekte selten untersucht.“
Das dritte Review befasst sich mit der Fragestellung, wie effektiv breit angelegte Covid-19-Screening-Maßnahmen überhaupt sind. „Wir sind uns nicht sicher, ob kombinierte Screenings, wiederholte Symptombeurteilung oder schnelle Labortests sinnvoll sind“, erklärt dazu Hauptautorin Meera Viswanathan (RTI International, North Carolina, USA). Sie sagt: Dennoch seien gesundheitspolitische Maßnahmen wie eine Nase-Mund-Bedeckung, physical distancing und Quarantäne für diejenigen, die möglicherweise Kontakt mit einer infizierten Person hatten, weiterhin sehr wichtig, da „infizierte Menschen beim Screening leicht übersehen“ werden können.
Der von ihr verantwortete Review zeigt denn auch die Unsicherheit und die Unterschiede in der Genauigkeit von Screening-Strategien auf. Die Hauptaussagen:
• In Beobachtungsstudien wurden verschiedene Screening-Strategien evaluiert, wobei Personen zumeist nur einmal und nicht wiederholt gescreent wurden. Gefragt wurde dabei entweder nach Symptomen, internationalen Reisen oder einer Exposition gegenüber einem bekannten oder vermuteten Covid-19-Fall, oder es wurden Temperaturkontrollen oder ein schneller Point-of-Care-Test durchgeführt.
• Einige Studien kombinierten das Screening auf Symptome und Temperaturkontrollen. Jede der untersuchten Screening-Strategien brachte ein hohes Risiko mit sich, dass tatsächlich infizierte Personen fälschlicherweise als virusfrei identifiziert werden (falsch-negatives Ergebnis).
• Zukünftige Screening-Studien auf Bevölkerungsebene dürften unser Verständnis der Wirksamkeit und Genauigkeit des Screenings auf Covid-19 wesentlich verbessern.
„Special Collection“
Zusätzlich hat Cochrane bereits seit dem 4. März 2020 eine fortlaufend aktualisierte (zuletzt aktualisiert am 02. September 2020) Sammlung aller Reviews in einer Covid-19-Sonderkollektion frei zugänglich gemacht. Diese Sammlung ist Teil einer Reihe von Kollektionen zu Covid-19, die ursprünglich auf Englisch verfasst wurde, aber inzwischen auch auf Chinesisch, Tschechisch, Deutsch, Farsi, Französisch, Japanisch, Bahasa Malaysia, Polnisch, Portugiesisch, Russisch und Spanisch verfügbar ist. Diese Sonderkollektion wurde von Cochrane als Reaktion auf die Covid-19-Pandemie erstellt und soll einen direkten Zugang zu systematischen Reviews ermöglichen, die zur Prävention von Infektionen am ehesten relevant sind. Sie enthält zudem Reviews, die für vorläufige Leitlinien der WHO relevant sind und weitere, möglicherweise relevante Reviews aus drei Cochrane Networks (Cochrane Public Health and Health Systems; Cochrane Musculoskeletal, Oral, Skin and Sensory; und Cochrane Acute and Emergency Care) enthalten, und zudem auch auf Erkenntnisse von Cochrane-Gruppen in den betroffenen Regionen zurückgreifen. Zu vielen der in dieser Kollektion aufgeführten Reviews gibt es ergänzend Cochrane Clinical-Answers.
Dennoch ist es laut Cochrane wichtig zu beachten, dass „die in dieser Kollektion enthaltenen Reviews die Evidenz nur zusammenfassen und ihr Einschluss nicht automatisch bedeutet, dass sich die überprüften Interventionen als wirksame Maßnahmen zur Prävention erwiesen haben“. <<

Ausgabe 05 / 2020

Editorial

RoskiHerausgeber
Prof. Dr.
Reinhold
Roski

 

 

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