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Gemeinsames Denken und Forschen für die Rehabilitation

22.09.2021 11:15
Wer an Versorgungsforschung (und ganz nebenbei auch an Marzipan) denkt, dem kommt ganz zwangsläufig ein Name in den Sinn, der mit der Hansestadt eng verknüpft ist: Prof. Dr. Dr. Heiner Raspe – einer, wenn nicht der Vorreiter der Versorgungsforschung in Deutschland, der dort vor allem zu Sozialmedizin, Rehabilitation und evidenzbasierter Medizin geforscht und gelehrt hat. Bereits 1989 hat er in Lübeck das Institut für Sozialmedizin gegründet. Seit 2014 arbeitet hier Prof. Dr. Matthias Bethge als Leiter des Masterstudiengangs Gesundheits- und Versorgungswissenschaften.

 

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>> Acht Professoren arbeiten heute mit knapp 100 Mitarbeitern am Institut für Sozialmedizin und Epidemiologie, das seit 2013 von Prof. Dr. Alexander Katalinic als Direktor geführt wird. Das Institut, das Anfang 2013 durch die Fusion der Institute für Sozialmedizin und für klinische Epidemiologie entstanden ist, arbeitet aktuell in sechs Fachbereichen und Forschungsaktivitäten, u.a. der Medizin, der Gesundheitswissenschaften, der Psychologie und der Soziologie.
Sie verteilen sich dabei auf die Arbeitsbereiche:
• Epidemiologie, insbesondere chronischer Erkrankungen
• Sozialmedizinische Folgen von Erkrankung
• Versorgungsforschung sowie evidenzbasierte Gesundheitsversorgung
• Rehabilitationsforschung (Sektion Rehabilitation und Arbeit)
• Pflegeforschung (Sektion Forschung und Lehre in der Pflege)
• Versicherungsmedizin

Im Bereich Methoden befasst sich das Institut seit Jahren mit der Epidemiologie von Krebserkrankungen und anderen chronischen Erkrankungen, mit Grundlagen zur Bewertung von Früherkennungsmaßnahmen, systematischen Übersichten und Verfahrensbewertungen in der Medizin (HTA), mit kontrollierten Interventionsstudien und mit qualitativer Forschung. Das Institut bietet methodische Beratung für versorgungswissenschaftliche Forschungsprojekte sowie eine Reihe von Fortbildungen an. Es ist der Kristallisationskern des Zentrums für Bevölkerungsmedizin und Versorgungsforschung (ZBV). Ihm assoziiert sind das wissenschaftliche Sekretariat des ZBV und des Vereins zur Förderung der Rehabilitationsforschung in Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein (vffr) und die Ethikkommission der Medizinischen Fakultät der Universität zu Lübeck.
Das hat Geschichte und Tradition: Professor Raspe höchstselbst hat in Lübeck die ersten pragmatischen, randomisierten und kontrollierten Studien zur Wirksamkeit medizinischer Rehabilitation durchgeführt und die Effekte von Rehabilitation unter realen Versorgungsbedingungen geprüft. Auch Raspes Grundgedanke, dass die Frage von Versorgungsbedarfen nicht losgelöst von klaren Wirksamkeitsnachweisen diskutiert werden sollte, hat die Versorgungsforschung in Deutschland mitgeprägt. Die Universität zu Lübeck hat sich zudem als eine der ersten medizinischen Hochschulen umfassend um die Akademisierung der Gesundheitsfachberufe (Ergotherapie/Logopädie, Hebammenwissenschaft, Pflege und Physiotherapie) bemüht und damit die Voraussetzungen für einen gemeinsamen Masterstudiengang geschaffen. „Für mich schließt sich damit als Rehabilitationswissenschaftler der Kreis: Hier habe ich alle relevanten Berufsgruppen vor Ort“, sagt Bethge, der in Berlin Rehabilitationspädagogik studiert und nach seinem Studium zunächst an der Charité und später an der Medizinischen Hochschule Hannover gearbeitet hat.
Seine Arbeitsgruppe an der Charité gehört heute zum Institut für Medizinische Soziologie und Rehabilitationswissenschaften. Die Studien, die dort durchgeführt wurden – und daran hat sich Bethges Worten zufolge bis heute wenig geändert – wurden immer unter realen Versorgungsbedingungen umgesetzt. Bethge: „Wir hatten und haben es zudem mit Menschen zu tun, die chronische Erkrankungen haben und die daher häufig in komplexen Versorgungszusammenhängen behandelt werden. Wenn wir einzelne Elemente dieser Versorgungszusammenhänge zu bewerten versuchen, dann verlieren wir das leicht aus dem Blick.“
Dagegen hilft nur Versorgungsforschung, die es – so Bethge – schafft, „den Blick aufs Ganze zu wahren“. Dieser Blick von oben, aber auch von der Seite auf das komplexe Versorgungsgeschehen habe ihm von vorne-
herein eingeleuchtet. Außerdem hätte er von Beginn an große Freude daran gehabt, selbst in die Daten zu schauen und diese kritisch zu hinterfragen. Das sei bis heute ein Antrieb; genauso „wie die Begeisterung für die methodischen Herausforderungen, vor denen wir stehen, wenn wir Wirksamkeitsnachweise unter realen Versorgungsbedingungen prüfen wollen“.
Bethge will aber auch zeigen, dass Rehabilitation nicht nur verfügbar ist, sondern eine wirksame Strategie gesundheitlicher Versorgung darstellt. „Ich hoffe auch, dass wir da – wo wir die antizipierte Wirkung nicht sehen oder nicht in dem Ausmaß sehen, wie wir es erwarten – dazu beitragen können, die Versorgung so weiterzuentwickeln, dass sie die Teilhabechancen von Menschen mit chronischen Erkrankungen verbessert“, erklärt Bethge einen seiner Beweggründe in Lübeck zu forschen und zu lehren. Bethge: „Diese Weiterentwicklung durfte ich in den vergangenen Jahren begleiten. Aus Lübeck haben wir u. a. die bundesweite Einführung medizinisch-beruflich orientierter Rehabilitationsprogramme mitgestaltet. Wir haben mit pragmatischen randomisierten kontrollierten Studien den Weg vorbereitet und schließlich auch die Implementierung wissenschaftlich begleiten können.“
Und die Wissenschaftler, die es braucht, um diese Daten auch auswerten und interpretieren zu können, werden unter anderem in Lübeck ausgebildet. So werden im Masterstudiengang Gesundheits- und Versorgungs-
wissenschaften die gesundheits- und infor-mationswissenschaftliche Lehr- und Forschungserfahrung der Universität zu Lübeck zusammengeführt, um disziplinüberschreitend vermitteln zu können, welche Chancen technische Entwicklungen für Gesundheit und Gesundheitsversorgung bieten und wie zukünftige Gesundheitsversorgung aussehen kann. Seit über 20 Jahren werden in Lübeck Grund- und Aufbaukurse zur evidenzbasierten Medizin angeboten, was nach Bethge „unser gemeinsames Denken und Forschen“ prägt.
In den vergangenen Jahren ist es allen Beteiligten des interdisziplinär besetzten Institutes gemeinsam gelungen, die Versorgungsforschung zu chronischen Erkrankungen als einen der Forschungsschwerpunkte der Universität zu Lübeck zu verankern. Damit verbunden war die Gründung des Zentrums für Bevölkerungsmedizin und Versorgungsforschung, das heute über 20 Mitglieder zählt. 2007 wurde die Sektion für Forschung und Lehre in der Pflege gegründet und 2014 hat der Bachelorstudiengang Pflege die ersten Studierenden zugelassen.
Der Aufbau des Bachelorstudiengangs Pflege war wiederum eine Initialzündung für eine Reihe gesundheitswissenschaftlicher Studiengänge an der Universität zu Lübeck und hat schließlich auch zum Masterstudiengang geführt. <<


Ausgabe 05 / 2021

Editorial

RoskiHerausgeber
Prof. Dr.
Reinhold
Roski

 

 

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