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DNVF setzt sich für versorgungsnahe Forschung ein

29.11.2021 12:00
Mit einem knappen, aber prägnanten Vier-Punkte-Programm macht sich das Deutsche Netzwerk Verorgungsforschung e.V. (DNVF) dafür stark, das deutsche Gesundheitssystem patientenzentriert und mit evidenzbasierten Informationen zukunftsfähig zu gestalten. Das deutsche Gesundheitssystem, so das DNVF in einer Presseerklärung, bedürfe dringend wichtiger Korrekturen durch versorgungsnahe Forschung und Entwicklung (F&E).

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>> Um diese Forderung zu unterlegen, hat das DNVF vier Punkte erarbeitet:

1 Patient:innenorientierung und -partizipation in den Fokus stellen
Aufgrund der demografischen Entwicklung werden zukünftig weniger Gesundheitsprofessionelle für mehr vornehmlich chronisch Kranke zur Verfügung stehen. Um eine qualitativ hochwertige, patient:innenorientierte und finanzierbare Versorgung zu gewährleisten, wird die Einbeziehung und Mitgestaltung des Gesundheitswesens durch Patient:innen und Angehörige immer wichtiger.  Förderstrukturen müssen deshalb so verändert werden, dass Forschungsthemen patient:innenrelevanter ausgewählt werden. Entsprechende Strukturen zur Förderung der Patient:innenbeteiligung sind aufzubauen wie z.B. Patient:innenbeiräte in Comprehensive Cancer Centers (CCC). Darüber hinaus muss der strukturelle Einfluss der Patient:innen, z. B. im G-BA gestärkt (mehr Vertreter:innen und Stimmrecht), und die Professionalisierung und die Unabhängigkeit von Patient:innenorganisationen gefördert werden.
Entscheidend ist ein regional gesteuertes Versorgungsangebot, dass am Nutzen der Patient:innen ausgerichtet ist. Partikularinteressen sollen deshalb abgebaut werden.

2 Besserer Datenzugang durch ein zentrales Bundesinstitut
Zur nachhaltigen Verbesserung der Qualität in der medizinischen Versorgung ist eine transparente Datenerfassung und -darstellung unabdingbar. Wir benötigen eine zeitnahe und transparente Darstellung dessen, was im System stationär und ambulant passiert. Die erhobenen Daten sollen unter geregelten Nutzungsbedingungen der Forschung zur Verfügung stehen.
Wir benötigen zur Verknüpfung eine sek-
torenübergreifende einheitliche ID (z. B. KV-Nummer), die es ermöglicht, unterschiedliche Datensätze miteinander zu ver-
knüpfen. Patientenindividuelle Daten sollten dann auch mit einer höheren Qualität und Granularität in anonymisierter Form eingebunden werden können.
Wir empfehlen den Aufbau eines zentralen Bundesinstituts, das alle relevanten Daten zeitnah zur Verfügung stellt und weiß, welche Daten wo erhoben und gelagert werden. Das zentrale Bundesinstitut ist sternförmig mit anderen dezentralen Datenquellen verknüpft, hat einen direkten Zugriff auf alle gesetzlich erhobenen Daten aus dem Gesundheitssystem (z. B. Krebsregisterdaten, ambulante Daten, GKV-Daten, Medizininformatik Initiative) und kann sie anlassbezogen und zeitnah zur Verfügung stellen. Dabei ist das neu zu gründende Institut unabhängig und frei von Partikularinteressen. Zusätzlich soll es auch die Möglichkeit von Datenspenden ihrer je eigens erhobenen Daten durch Patient:innen und Bürger:innen an das zentrale Institut geben.
Die Daten sind notwendig, um die regionale und überregionale Gesundheitsversorgung transparent sektorenunabhängig darzustellen, um regional zu steuern und Qua-
litätsverbesserungen auf den Weg zu bringen.

3    Wissen in die
Praxis bringen
Wir müssen das gesicherte medizinische Wissen in die Praxis bringen, die Implementierung der Leitlinien flächendeckend fördern und gleichzeitig die Nutzung von Leitlinien vereinfachen. Dazu sollte die AWMF finanziell gestärkt und in die Lage versetzt werden, Living Guidelines zu allen relevanten Behandlungsfeldern herauszugeben und aktuell zu halten. Dazu ist ein System ähnlich der „MAGICapp“ notwendig (https://www.bmj.com/content/370/bmj.m3379). Anzustreben sind Leitlinien, die in den jeweiligen Versorgungssettings praktikabel umsetzbar sind. Gleichzeitig ist eine höhere Verbindlichkeit zu schaffen.
Vor dem Hintergrund des demografischen Wandels, der Kostensteigerungen bei einigen Therapien (z. B. in der Onkologie und bei seltenen Erkrankungen), der großen regionalen Unterschiede und der Therapiefreiheit sollte eine stärkere Verbindlichkeit der Umsetzung von evidenzbasierten Leitlinienempfehlungen, beispielsweise durch Positivlisten, angestrebt werden.

4 Innovationsfonds ausbauen und Unabhängigkeit stärken
Evidenzbasierte Innovationen müssen schneller in der Versorgung ankommen. Zur Sicherstellung und Verbesserung der Versorgungsqualität und der Patient:innensicherheit muss die unabhängige Versorgungsforschung in Deutschland weiter ausgebaut und um die Implementierungsforschung ergänzt werden. Der Innovationsfonds sollte für diesen Zweck erweitert und verstetigt werden. Über die Mittelvergabe muss ein unabhängiges wissenschaftliches Gremium mit Patient:innenbeteiligung entscheiden.
Notwendig ist gleichzeitig eine stärkere Förderung von Implementierungsfor-
schung und das Monitoring von Imple-
mentierungsprozessen. <<

Ausgabe 06 / 2021

Editorial

RoskiHerausgeber
Prof. Dr.
Reinhold
Roski

 

 

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