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Ein Studienort für kritische Hinterfrager und Veränderer

29.11.2021 12:00
Den Weg für eine bürgernahe Versorgungsforschung von unten – bottom up – will die Medizinische Hochschule Brandenburg, eine staatlich anerkannte Universität in kommunaler und freigemeinnütziger Trägerschaft, mit ihrem neuen Masterstudiengang Versorgungsforschung bereiten. Angesiedelt am 2019 gegründeten Zentrum für Versorgungsforschung Brandenburg (s. MVF 05/19) sollen sich ab kommendem Sommersemester 2022 Masterstudenten an ganz handfesten Problemstellungen nicht nur ein neues Verständnis von umfassender Bildung, Forschung und Entwicklung in Medizin, Psychologie, Psychotherapie und weiteren Gesundheitsberufen bilden, sondern mit ihrer forscherischen Arbeit zu nachhaltigen Ansätzen und Methoden in Forschung, Lehre und Versorgung im Land Brandenburg gelangen.

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>> Dazu implementiert das in Rüdersdorf – etwa 30 Kilometer östlich des Berliner Stadtzentrums – beheimatete Zentrum für Versorgungsforschung Brandenburg neben einem  neuen Masterstudiengang eine Patient:innen-Universität. Diese hat – wie vor allem im angelsächsischen Bereich seit langem üblich – nicht nur die Aufgabe, die Health Literacy (Gesundheitskompetenz) von Bürger- und Patient:innen zu fördern, sondern diese aufzufordern, der Versorgungsforschung das widerzuspiegeln, was in ihrem täglichen Leben und Erleben nicht funktioniert, nicht so gut, verbesserungswürdig und -fähig wäre oder auch als so gut und vorbildlich empfunden wird, dass es verstetigt und möglichst vielen Menschen zugänglich gemacht werden müsste. Die Versorgung geht vom Bürger und Patienten aus. „Versorgungsforschung sagt zwar immer, sie sei bürgernah, weil sie vornehmlich jene Probleme beforschen will, die die Bürger:innen betreffen“, sagt Univ.-Prof. Dr. Prof. h.c. Dr. h.c. Edmund A.M. Neugebauer, Past-Präsident der MHB und Seniorprofessor für Versorgungsforschung, und setzt dann nachdenklich hinzu: „Doch ist sie es nicht wirklich.“
Der Grund: Versorgungsforschung funktio-
niert an vielen Standorten oft noch zu sehr top-down: Die hier tätigen Versorgungsforscher kümmern sich um die Probleme, die zumeist aus ihrem universitären Umfeld an sie herangetragen werden, die ihnen selbst auffallen oder oft genug eben jene, die in ihr eigenes Forschungskonzept und -agenda passen.
Genau das läuft in Brandenburg schon seit der Gründung des Zentrums für Versor-
gungsforschung anders. Die Patient:innen bestimmen die Forschungsagenda; sie sind Teil des Forscherteams. Und das wird auch
mit dem neuen Masterstudiengang Versor-gungsforschung anders laufen. Denn sowohl Zentrum als auch Masterstudiengang haben – anders als alle anderen Versorgungsforschungs-Standorte Deutschlands – einen quasi hoheitlichen Auftrag. So lobte sogar Ministerpräsident Dr. Dietmar Woidke Ende Oktober 2021 bei der feierlichen Verabschiedung der ersten Medizinstudien-Jahrgangs des erst 2014 gegründeten, staatlich anerkannten MHB nicht nur die Arbeit, die vor Ort geleistet wird, sondern lobte auch den Aufbau des Bereichs der Versorgungsforschung, mit dem die MHB „die gesundheitliche und pflegerische Versorgung der Menschen in Brandenburg mit den regionalen Besonderheiten in den Versorgungsstrukturen in den Mittelpunkt ihrer Forschung“ stelle. Dazu zählt seiner Ansicht nach auch das künftige Studienangebot des konsekutiven Masterstudiengangs Versorgungsforschung. „Zu diesem gehört unter anderem, dass Lehrende wie Studierende nicht nur ein offenes Ohr haben für die Probleme und Hinweise der Bürger:innen, sondern auch vor Ort bei unseren Praxispartnern forschen, arbeiten und hautnah erleben, was gute von schlechter Versorgung unterscheidet“, erklärt Dr. Dawid Pieper als neu berufener Professor für Versorgungs- und Gesundheitssystemforschung am brandenburgischen Zentrum für Versorgungsforschung.
Eine Besonderheit des neuen Masterstudiengangs Versorgungsforschung stellen die Projektmodule dar, bei dem Studierende in kleinen Gruppen von Praxispartner:innen in den Studiengang eingebracht, Probleme eigenständig bearbeiten und hierbei praxisrelevante Lösungen entwickeln, welche sie anschließend den Praxispartner:innen präsentieren. Auch soll die unmittelbare Nähe zu und der direkte Austausch mit relevanten Akteur:innen des Gesundheitswesens (Gesetzliche Krankenversicherungen, Kassen-ärztliche Vereinigungen, Gemeinsamer Bun-
desausschuss, Lobbyakteur:innen im Bereich
der Gesundheitspolitik, Bundestag etc.) den Masterstudierenden die Möglichkeit bieten, bereits während des Studiums wichtige Kontakte für die spätere berufliche Tätigkeit zu knüpfen.
Neugebauer setzt dazu: „Sie sollen vor allem daran mitarbeiten, das sich seit vielen Jahrzehnten herausgebildete sektorale System zu hinterfragen und – dort, wo es möglich ist – dazu beizutragen, Mauern einzureißen. Und: „Aus der Selbstverwaltung muss eine Selbstorganisation werden.“ Er setzt als Aufruf an Studierende hinzu, die sich auf den Masterstudiengang bewerben wollen: „Ich möchte vor allen Dingen kritische Hinterfrager und Veränderer, keine braven Jasager, die mantraartig beteuern, wie gut unser Gesundheitssystem funktioniert.“ Die
Option, das Gesundheitssystem über Gesetze steuern zu können, habe über die Jahre zunehmend an Wirksamkeit verloren. Alle Fachleute wüssten das, viele bemühten sich um Verbesserungen und dennoch – so Neugebauer – „kommen wir einfach nicht entscheidend voran“. Denn: „Die Probleme von heute und morgen können wir nicht mit Denkweisen von gestern lösen.“ Pieper setzt dazu: „Mit dem neuen Masterstudiengang Versorgungsforschung wollen wir das ändern, indem wir Strukturen hinterfragen und darauf aufsetzend Lösungen für die Versorgung in ländlichen Räumen erarbeiten.“
Als gute Gründe für ein Studium der Versorgungsforschung an der MHB nennen Pieper und Neugebauer viele. Zum einen wird das ein Studium sein, bei dem Praxisorientierung und Wissenschaft aufeinander abgestimmt sind. Zweitens wird ein modernes didaktisches Konzept (Blended Learning) sowie eine intensive Betreuung beim Studium und dem Erstellen der Abschlussarbeit angeboten. Zum Vierten soll es eine individuelle Unterstützung bei organisatorischen Studienbelangen, eine enge Kooperation mit Einrichtungen der Gesundheitsversorgung sowie ein großes Netzwerk an kooperierenden Versorgungsforscher:innen geben. Last but not least soll das vielfach aus anderen Studiengängen bekannte Konzept des problemorientierten Lernens in die Versorgungsforschung getragen werden. Nah an praktischen Fragestellungen sollen die Studierenden auf ihre zukünftigen Herausforderungen vorbereitet werden. Pieper: „Damit wird der bisherige Lehrer zum Lehrbegleiter. Das ist moderne Kompetenzvermittlung.“ <<

 

Keyfacts zum Masterstudiengang Versorgungsforschung

Studienbeginn: jeweils zum Sommersemester (erstmals zum SoSe 2022 im Teilzeitstudium)
Bewerbungsfrist(en): Bewerbungen sind jederzeit möglich. Die Bewerbungsfrist für das Sommersemester 2022 endet am 15.12. Die Auswahl der Studierenden erfolgt sowohl nach formalen als auch nach personalen Kriterien.
Abschluss: Master of Science (M.Sc.)
Studiengangstyp: konsekutiver Masterstudiengang
Zuordnung: Der Studiengang ist in der Fakultät für Gesundheitswissenschaften (FGW) angesiedelt.
Format: Der Studiengang wird zuerst Teilzeit-, später auch als Vollzeitstudium mit Blended Learning und Präsenzphasen angeboten.
Regelstudienzeit Teilzeit: 5 Semester
Regelstudienzeit Vollzeit: 4 Semester
Lehrsprache: deutsch
ECTS: 120 Kreditpunkte
Studiengebühren Teilzeit: 2.600 Euro pro Semester oder 433,33 Euro pro Monat
Studiengebühren Vollzeit: 3.250 Euro pro Semester oder 541,66 Euro pro Monat
Weitere Kosten: VBB-Semesterticket Berlin-Brandenburg (derzeit 170,00 Euro pro Semester)
Anerkennung und Akkreditierung: Der Studiengang befindet sich aktuell noch im Zulassungsverfahren. Das Akkreditierungsverfahren durch die Akkreditierungsagentur AHPGS ist eingeleitet. Der Start zum Sommersemester steht noch unter dem Vorbehalt der Genehmigung durch das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur (MWFK) des Landes Brandenburg.

Ausgabe 06 / 2021

Editorial

RoskiHerausgeber
Prof. Dr.
Reinhold
Roski

 

 

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