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„Perspektivwechsel bei chronischen Krankheiten“

01.04.2019 14:00
Vom 12. bis 13. Juni 2019 findet der Chronic Care Congress der MedEcon Ruhr in Bochum statt. Die MedEcon Ruhr ist die gemeinsame Adresse der Gesundheitswirtschaft in Deutschlands größtem Ballungsraum mit über 160 Einrichtungen aus Klinikwirtschaft und Gesundheitsversorgung. Der Kongress möchte die öffentliche Aufmerksamkeit für das Thema erhöhen und politische Reformbedarfe benennen. Durch den Austausch zwischen Professionen, Selbsthilfe, Wissenschaft und Gesundheitswirtschaft sollen zudem Initiativen und Modelle angestoßen und hierfür insbesondere regionale Räume erschlossen werden.

http://doi.org/10.24945/MVF.02.19.1866-0533.2094

>> Die MedicalContact AG ist nicht nur einer der drei Hauptsponsoren dieser Veranstaltung, sondern hat sie von Beginn an konzeptionell unterstützt. Was sind denn Ihre Beweggründe?
Chronische Krankheiten stellen bekanntermaßen die Gesundheitsversorgung in den nächsten Jahren vor erhebliche Veränderungsnotwendigkeiten. Diese anstehenden Veränderungen müssen wir aktiv gestalten, was in erster Linie die Aufgabe der Gesellschaft, aber auch die von verantwortungsbewussten Unternehmen ist.

Der Chronic Care Congress findet in der Stadt Bochum statt, die zur Überversorgungsregion Rhein-Ruhr zählt.
Die Versorgungsprobleme chronisch kranker Menschen sind nicht in erster Linie eine Frage von Kapazitäten und Infrastrukturen, sondern Folge einer immer noch überwiegend  akutmedizinisch ausgerichteten Versorgungsstruktur. Es existieren je nach regionaler Versorgungslage durchaus Unterschiede in den Problemstellungen, was übrigens auch mit Blick auf wachsende Diskrepanzen innerhalb von Ballungsräumen, wie dem an Rhein und Ruhr gilt. Aber ein Faktor wird immer noch nicht genügend berücksichtigt, und das ist der einzelne Betroffene, der chronisch kranke Patient, der sich in diesen Versorgungsstrukturen bewegt. Gute Gesundheitspolitik für die Betroffenen erfordert daher einen Perspektivwechsel.

Wie kann der aussehen?
Mit den Konzepten Adhärenz, Empowerment, partizipative Entscheidungsfindung, Health Literacy und Befähigung zum Selbstmanagement ist die Richtung hierfür schon vorgegeben. Diese Konzepte zielen richtigerweise genau darauf ab, die Rolle des chronisch erkrankten Patienten zu stärken. Denn eines ist doch unbestritten: Den Schlüssel für die eigene Gesundheit hält abschließend immer der Betroffene in den Händen. Nur durch sein eigenes Zutun, durch sein Verhalten ist eine positive Einflussnahme auf den Verlauf der Erkrankung und die damit verbundene Lebensqualität möglich.

Dies scheint in der Praxis immer noch mit Schwierigkeiten verbunden zu sein. Kann der Chroniker diese Rolle heute schon ausüben?
Bedingt. Eine repräsentative Studie hat gezeigt, dass sich über die Hälfte der Deutschen an dieser Stelle vor Probleme gestellt sieht. Dieser Gruppe fällt es eigenen Angaben zufolge schwer, gesundheitsbezogene Informationen zu finden, zu verstehen, zu beurteilen und auf die eigene Lebenssituation anzuwenden. Das erschwert es ihnen, im Alltag Entscheidungen zu treffen, die für ihre Gesundheit förderlich sind. Im Nationalen Aktionsplan Gesundheitskompetenz wurden ja bereits Vorschläge und Empfehlungen für eine Agenda gemacht, die den Patienten stärker in den Mittelpunkt stellt.

Welche Rolle kommt der Digitalisierung zu?
Niemand kann ernsthaft über die nicht mehr wegzudenkende Rolle digitaler Anwendungen und Unterstützungsangebote in der Gesundheitsversorgung diskutieren. Ganz im Gegenteil: Im deutschen Gesundheitswesen haben wir in Medizin und Management erheblichen Nachholbedarf. Auch im Bereich der Stärkung der Gesundheitskompetenz und des Selbstmanagements von chronisch kranken Menschen können digitale Unterstützungsangebote zielführend und nutzenstiftend eingesetzt werden.

Ist zu erwarten, dass der persönliche Kontakt beim Umgang mit chronischer Erkrankung in den Hintergrund tritt?
Die Digitalisierung wird für Patienten Vieles vereinfachen können, wie beispielsweise Erinnerungsfunktionen, die Messung und automatische Übertragung von Vitalparametern usw. Wir teilen jedoch nicht unkritisch die Heilserwartungen von Digitalisierung bei chronisch Kranken. Digitalisierung und der persönliche Kontakt mit dem Patienten müssen unseres Erachtens Hand in Hand gehen.

Inwiefern?
Chronische Erkrankungssituationen sind unserer Erfahrung nach höchst individuell. Dies erleben wir seit vielen Jahren im Rahmen persönlicher Kontakte zu Betroffenen im Rahmen des Gesundheitscoachings für Krankenversicherer und Betriebe. Jeder Patient unterscheidet sich hinsichtlich seiner persönlichen Krankheitsdisposition, seines Leidensdrucks, seiner Lebenswelt und Lebensumstände, des Auftretens von Komorbiditäten und ggf. sogar vorliegender Multimorbidität. Genau hier sehen wir die natürliche Grenze digitaler Anwendungen, zumindest heute noch.

Ein besonderer Fokus wird auf Chronic Care und Arbeitswelt gerichtet.
Der Rückgang des Erwerbstätigenpotenzials in Kombination mit einer alternden Beschäftigtenstruktur sowie einer Erhöhung des Renteneintrittsalters erfordern auch hier den schon angedeuteten Perspektivwechsel. Das Thema chronische Krankheit ist längst betriebliche Realität. Es fehlt an guten Konzepten zur Wiedereingliederung, zur Prävention und vor allem im Betrieblichen Gesundheitsmanagement. <<

Zitationshinweis:

Burger, S., Stegmaier, P.: „Perspektivwechsel bei chronischen Krankheiten“, in „Monitor Versorgungsforschung“ (02/19), S. 35; doi: 110.24945/MVF.02.19.1866-0533.2094

Ausgabe 02 / 2019

Editorial

RoskiHerausgeber
Prof. Dr.
Reinhold
Roski

 

 

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