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„Praxisbezug, Translation und Evaluation ist Teil der Arbeit“

04.04.2019 14:00
„Die Hochschule RheinMain will eine der führenden Hochschulen für angewandte Wissenschaften in Deutschland sein, anerkannt für ihre wissenschaftlich fundierte und berufsqualifizierende Lehre und für ihre anwendungsbezogene Forschung, die eng mit der Lehre verzahnt ist.“ Das schreibt Dekan Prof. Dr. Stefan Jugel im Leitbild der Wiesbaden Business School, eines Fachbereichs der Hochschule RheinMain mit insgesamt 13.700 Studierenden. Die Wiesbaden Business School bietet ihren über 3.000 Studierenden in sechs Studien­gängen ein attraktives Studienangebot mit dem Anspruch einer praxis­tauglichen und zugleich problem­lö­sungs­orientierten Ausbildung. Im Studiengang „Gesundheitsökonomie“ lehrt Prof. Dr. rer. pol. Hans-R. Hartweg die Fächerkombination „Versorgungsplanung, Controlling und Rechnungswesen im Gesundheitswesen“.

>> Bislang wurden innerhalb der MVF-Serie „Versorgungforschung made in...“ universitäre Lehrstühle vorgestellt. Nun folgt zum ersten Mal ein Blick in die Hochschule RheinMain, die sich selbst als „Hochschule für Angewandte Wissenschaft“ bezeichnet. Demzufolge ist auch das von Prof. Dr. rer. pol. Hans-R. Hartweg betreute Fachgebiet „Versorgungsplanung, Controlling und Rechnungswesen im Gesundheitswesen“ nicht als Lehrstuhl organisiert, da der erforderliche wissenschaftliche Unterbau an Hochschulen etwas karger ausfällt. Doch substituiert wird dieser durch einen etwas höheren Praxisbezug und – je nach Vernetzungsgrad der handelnden Professoren – gute Zugänge zu Unternehmen und Praxispartnern. Darum ist eine Hochschulberufung nur mit langjähriger Praxiserfahrung möglich, wobei nicht nur die jeweilige Qualifikation des Professors*, sondern auch seine außercurricular gesammelten Erfahrung direkt in die Lehre einfließen, die dann entsprechend theoretisch untermauert wird. „Diese Praxisnähe hilft, konkrete Lösungen für die Branche zu entwickeln“, erklärt Hartweg. Da der gesundheitsökonomische Abschluss an der Wiesbaden Business School zum „Bachelor of Science“ führt, werden viele der behandelten Fragestellungen in der Lehre quantitativ interpretiert, was aufseiten der Studierenden zu einem besseren Verständnis der Zusammenhänge führt.
Zu den behandelten Themen gehören Fragestellungen der gesundheitssystembedingten Strukturen, der Budgetierung und Planung, des Berichtswesens, der internen und externen Rechnungslegung, des Versorgungsmanagements sowie der Logistik. „Auch wenn die Wiesbaden Business School dabei ganz typisch einen eher betriebswirtschaftlichen, also einen unternehmensbezogenen Blick walten lässt, so versuche ich dennoch, auch eine übergeordnete Branchenperspektive einzunehmen“, konkretisiert Hartweg das Vorgehen der Hochschule. Dazu zählt für ihn zum Beispiel unter anderem die intensive Auseinandersetzung mit den selektivvertraglichen Möglichkeiten und Rahmenbedingungen, die – und das ist das Besondere – tatsächlich zu einem ausformulierten Versorgungsvertrag führten, der ohne Beanstandung das BVA-Prüfverfahren durchlief und danach als „mustergültig“ erklärt wurde.
Hier spielt natürlich auch Hartwegs Vita eine Rolle: Seine erste berufliche Station nach dem Studium der Gesundheitsökonomie führte ihn zu einem der sieben großen Spitzenverbände der Krankenkassen, die im Jahr 2008 in den Spitzenverband Bund überführt wurden. Beim Verband der Angestellten-Krankenkassen (VdAK), heute Verband der Ersatzkassen (vdek), betreute Hartweg von 2003 bis 2008 die damals neuen, weitestgehend dem Gesundheitssystem noch nicht vertrauten Selektivverträge. Hartweg: „Die Tätigkeit brachte eine ganze Reihe von recht unterschiedlichen Versorgungsansätzen hervor, die ich in dieser Funktion einer Bewertung und im Falle des aussichtsreichen Angehens vorliegender Versorgungsdefizite einer Umsetzung zuführen durfte. Diese sehr anspruchsvolle Tätigkeit bereitete viel Freude und hallt bis heute nach.“
Doch hört die Arbeit an einer Hochschule  nicht bei der Theorie auf, sondern hat immer einen Praxisbezug, der Translation und Evaluation einschließt. „Über die Anbahnung von Versorgungsprozessen hinaus, ist die spätere Evaluation von Versorgungspiloten Teil unser Arbeit“, verdeutlicht Hartweg. Er empfindet die Gespräche zur wissenschaftlichen Begleitung innovativer Versorgungsansätze als kurzweilig und vielversprechend. Und last but not least ist es seiner Meinung nach sicherlich von besonderer Freude, wenn es gelingt, nicht nur seine Bachelorstudierenden in anspruchsvolle Erstverwendungen,  sondern auch die berufsbegleitenden Mas-terstudierenden in passende Anschlussverwendungen zu führen. Hartweg: „Erfreulich ist es zudem, dass viele Praxispartner unsere Absolventen* über die Region hinaus zunehmend attraktiver finden.“
Damit ist die Rhein-Main Region gemeint, die nicht nur landschaftlich attraktiv ist, sondern auch Standort vieler der Gesundheitsindustrie zuzurechnenden Unternehmen ist. „Für diese Betriebe sind Fragestellungen, beispielsweise rund um den Zugang zum nationalen Gesundheitsmarkt beziehungsweise zur konkreten Ausgestaltung der regulatorischen Anforderungen relevant“, weiß Hartweg, der für derartige Fragestellungen immer und schon weit im Vorfeld eine konsequente Versorgungsanalyse und -planung empfiehlt.
Seiner Ansicht nach steht im Zentrum unseres Gesundheitssystems neben der Versorgung der Versicherten natürlich auch der große Aspekt der Finanzierbarkeit der Leistungsausgaben – daher werden neben dem Lehr-Schwerpunkt Versorgungsplanung auch Controlling und Rechnungswesen fokussiert. „Die zukünftigen Herausforderungen rund um dieses Zusammenspiel sind keineswegs trivial“, erklärt Hartweg, der seinen Beitrag für das Gesundheitssystem darin versteht, seine Absolventen* auf solche Zukunftsaufgaben mit großer Verantwortung  vorzubereiten. Dabei ist es seiner Meinung nach keineswegs verwerflich, dass die Einsteiger in ihrem späteren Berufsalltag – je nach Verwendung – oft sehr unterschiedliche Ziele verfolgen. Hartweg: „Mir ist es jedoch ein wichtiges Anliegen, dass sich jeder Studierende der verschiedenen auf ihn zukommenden Zieldifferenzen bewusst wird und eine Verständigung darüber versucht.“
Der für unser Gesundheitssystem typische Korporatismus ist nach Hartwegs Ansicht zwar institutionenökonomisch sinnvoll, verleitet aber gelegentlich auch dazu, an tradierten Argumentationen festzuhalten. „Nicht selten verkeilen sich die Akteure der Branche in grundsätzlichen Diskussionen und lähmen sich gegenseitig“, weiß Hartweg aus seiner langjährigen Erfahrung, wünscht sich deshalb von den Absolventen „weniger lineares Denken und mehr Mut, langfristiger als nur von Budgetrunde zu Budgetrunde zu kreisen. Denn: „Tragfähige Lösungen brauchen Vertrauen und das muss sukzessive aufgebaut werden.“ <<

 

Anna Lina Kauffmann – ehemalige Wissenschaftliche Tutorin und ehemalige Mitarbeiterin an der Wiesbaden Business School

>> Warum haben Sie an der Wiesbaden Business School „Gesundheitsökonomie“ studiert?“
Eine effiziente Versorgungsplanung, die den Themen unserer Zeit begegnen kann, muss meiner Meinung nach die Perspektiven aller beteiligten Akteure berücksichtigen. Vor dem Hintergrund meiner Ausbildung zur Sozialversicherungsfachangestellten bei einer großen Krankenkasse habe ich mich für den Studiengang Gesundheitsökonomie entschieden, um die Sichtweise anderer Akteure kennenzulernen. Die Interdisziplinarität des Studiengangs und den Ansätzen von Prof. Dr. Hartweg entspricht genau meinem Interessenbereich. Das Verknüpfen betriebswirtschaftlicher, sozialpolitischer, sozialrechtlicher und medizinischer Inhalte zum Erarbeiten innovativer effizienter Lösungen hat mir besonders viel Spaß bereitet.

Was zeichnet für Sie die Wiesbaden Business School aus?
Lehre und Forschung zeichnen sich im Wesentlichen durch zwei Besonderheiten aus. Auf der einen Seite steht die fachliche Komponente. Durch die Verbindung von Themen der Unternehmenssteuerung mit der Versorgungsplanung sind die Studierenden am Puls der Zeit und können sich aktuelle Themen gut vergegenwärtigen. Zum anderen ist Prof. Dr. Hartweg durch seine persönliche Art sehr zugänglich. Er steht im ständigen Austausch mit den Studierenden, was ein frustfreies und motiviertes Diskutieren und Lernen ermöglicht.

Mit welchen Thematiken und Fragestellungen sind Sie derzeit beschäftigt?
In letzter Zeit habe ich mich besonders intensiv mit den regulatorischen Herausforderungen für digitale Medizinprodukte auseinandergesetzt. Ein besonderes Augenmerk habe ich dabei auf innovative Start-Ups gelegt. Die nächsten anstehenden Projekte sind zum einen die Suche nach einer geeigneten Vergütungsform für integrierte Versorgungszentren im Rahmen einer Seminararbeit und zum anderen die Mitarbeit an einer Publikation im Bereich des betrieblichen Gesundheitsmanagements.

Was möchten Sie ganz persönlich mit Versorgungsforschung erreichen?
Mein Anliegen ist, die medizinische Versorgung den sich verändernden Bedarfen der Gesellschaft anzupassen. Ich bin der festen Überzeugung, dass unser Gesundheitswesen strukturellen Veränderungen der Gesellschaft, wie der zunehmenden Alterung und einer steigenden Anzahl von chronisch Erkrankten, begegnen kann. Dafür ist es meiner Meinung nach unerlässlich, eine forschungsbasierte Veränderung der Versorgungsstrukturen vorzunehmen. Ich sehe mich daher nach Abschluss meines Masterstudiums entweder im Bereich der Versorgungsforschung einer Krankenkasse oder würde eine Promotion angehen wollen.

 

Tina Baß – Wissenschaftliche Tutorin und Mitarbeiterin an der Wiesbaden Business School


>> Warum arbeiten Sie im Fachbereich der Versorgungsplanung, Controlling und Rechnungswesen?
Bereits während meiner Ausbildung zur Gesundheits- und Krankenpflegerin konnte ich einige Besonderheiten des Gesundheitswesens kennenlernen. Im Verlauf der Ausbildung habe ich gemerkt, dass das Gesundheitssystem ein großer Sektor ist und man doch nur einen kleinen Teil der Zusammenhänge des Systems verstehen kann. Allerdings haben mich gerade diese Zusammenhänge, und dabei konkret Finanzierung und Zugang zur Leistungserbringung, über das Krankenhaus hinaus zunehmend mehr interessiert. Dabei fehlte mir jedoch vor allem das betriebswirtschaftliche Wissen und der Überblick über das Gesundheitssystem. Diese Einblicke konnte ich durch die Arbeit rund um Themen von Versorgungsplanung, Controlling und Rechnungswesen erlangen.

Was zeichnet für Sie den Fachbereich aus?
Auf der einen Seite durch den theoretischen Teil, der sehr gut vermittelt wird und auf der anderen Seite der jeweilige Bezug zur Praxis, der hergestellt wird. Hierdurch erhält man ein einfacheres Verständnis der Zusammenhänge und Besonderheiten, die im Gesundheitswesen auftreten. Zudem werden die Studierenden mit in die Veranstaltungen einbezogen, woraus teilweise wertvolle Diskussionen entstehen. Das führt zu einer deutlichen Vereinfachung der Lernprozesse und zu einer viel höheren Motivation, die Veranstaltungen zu besuchen.

Woran arbeiten Sie gerade?
Durch meine letzte Hausarbeit habe ich mich mit der Verblisterung von Arzneimitteln in einer Pflegeeinrichtung beschäftigt. Mit Blick auf den Fachkräftemangel in der Pflege scheint es möglich, die Arbeit durch die Implementierung von digitalen Innovationen zu erleichtern. Zudem werde ich mich in nächster Zeit dem Thema der Innovationsentwicklung nähern. Nicht nur durch meine Semesterveranstaltungen, sondern auch im Hinblick auf die jetzt anstehende Bachelorarbeit. Hierbei würde ich mich gerne mit dem Thema des Innovationsfonds auseinandersetzen.

Was möchten Sie ganz persönlich mit Versorgungsforschung erreichen?

Durch die Versorgungsforschung soll für mich im Gesundheitswesen ein System entstehen, welches durch die Digitalisierung verbessert wird. Es gibt viele Ansätze die Versorgung vor allem im ambulanten Bereich und hierbei sind speziell die ländlichen Gegenden zu berücksichtigen und auszubauen. Es soll eine medizinische flächendeckende Versorgung für jeden Menschen in jeder Lebenslage gesichert sein und das auch in Zukunft. Dies bedarf einer guten Planung der Versorgungstrukturen unter der Berücksichtigung der finanziellen Ressourcen. <<

Ausgabe 03 / 2019

Editorial

RoskiHerausgeber
Prof. Dr.
Reinhold
Roski

 

 

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