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Aufgaben der Versorgungsforschung aus Sicht der Klinischen Ökonomik

24.01.2013 16:20
Die Bundesärztekammer definiert die Versorgungsforschung (1) als wissenschaftliche Untersuchung der Versorgung von Einzelnen und der Bevölkerung (2) mit gesundheitsrelevanten Produkten und Dienstleistungen unter Alltagsbedingungen. Zu diesem Zweck prüft die Versorgungsforschung, wie der Zugang zur Kranken- und Gesundheitsversorgung, wie deren Qualität und Kosten und wie letztlich unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden durch die Finanzierungssysteme, durch soziale und individuelle Faktoren, durch Organisationsstrukturen und -prozesse und durch Gesundheitstechnologien beeinflusst werden (3). Die Beobachtungseinheiten umfassen, Individuen, Familien, Populationen, Organisationen, Institutionen, Kommunen etc. Neben dieser inhaltlichen Definition bietet die Bundesärztekammer eine methodische/funktionale Definition der Versorgungsforschung an, beschreibt die allgemeine Zielsetzung der Versorgungsforschung und nennt die Systematik/Komponenten (Input-Throuput-Output-Outcome) der Versorgungsforschung (1). In unserem Beitrag möchten wir diese Charakterisierung der Versorgungsforschung um fünf weitere Aufgaben erweitern: Die Unterscheidung von Versorgung und Forschung, die ökonomische Definition von Über- und Unterversorgung, die Beschreibung der für die Versorgungsforschung benötigten Daten und Methoden, die Unterscheidung zwischen ökonomisch kompletten und inkompletten Versorgungsanalysen und letztlich die formale medizinische (zusätzlich zur kaufmännischen) Bewertung von Aufwand und Ertrag einschließlich einer Methode zur Identifizierung patienten-relevanter Endpunkte.

Abstract
Aufbauend auf dem Vorschlag der Bundesärztekammer zur Definition der Versorgungsforschung schlagen wir ergänzende Aufgaben aus der Perspektive der Klinischen Ökonomik vor. Im ersten Teil beschreiben wir dazu die notwendige Unterscheidung von Versorgung und Forschung. Diese explizite Unterscheidung ist notwendig, um daraus die Aufgaben der Versorgungsforschung ableiten zu können. Aufbauend auf diesem Unterschied lassen sich im zweiten Teil ökonomische Kriterien zur Definition von Überversorgung und Unterversorgung benennen. Die für diesen Nachweis notwendigen Daten und Methoden werden im dritten Teil benannt. Im vierten Teil werden die Unterschiede zwischen kompletten und inkompletten ökonomischen Analysen beschrieben, die beide – abhängig von der erwünschten Aussagekraft – ihre Berechtigung als Versorgungsstudien haben. Im letzten Teil greifen wir zwei Vorgaben des Gesetzgebers auf. Einerseits ist die Definition des Nutzens unter Berücksichtigung der patienten-relvanten Endpunkte zu beschreiben und zudem sind die Kosten in der im Vertrags- und Versorgungsmanagement üblichen Form darzustellen. Wir leiten deshalb im fünften Teil unseres Aufsatzes die beiden Forderungen ab, dass eine Disziplin alleine diese Aufgaben im Versorgungsmanagement nicht bewältigen kann und dass die Patienten stärker als bisher in die Wahl patientenrelevanter Endpunkte einzubeziehen sind. Zum ersten Punkt ist zu diskutieren, neben den erbrachten Leistungen der klinischen Patientenversorgung und der medizin-technischen Serviceleistungen zwei grundsätzliche verschiedene Bewertungen, eine kaufmännische und eine medizinische Bewertung durchzuführen, um letztlich die monetären Kosten den gesundheitlichen Konsequenzen gegenüberstellen zu können. Bei der kaufmännischen Bewertung ist die Balance des finanziellen Aufwandes und Ertrags bereits jetzt üblich, während eine formale medizinische Abwägung des gesundheitlichen Aufwandes und Ertrags bisher noch nicht stattfindet. Künftig wird es notwendig werden, die Abwägung der finanziellen Bilanz mit der gesundheitlichen Bilanz nicht nur auf der Basis von Annahmen sondern anhand erhobener Daten durchzuführen. Diese Daten sind in erheblichem Umfang von der Wahl der patienten-relevanten Endpunkte abhängig. Es ist eine der Aufgaben der Versorgungsforschung, Vorschläge zu unterbreiten, wie diese Endpunkte identifiziert und ausgewählt werden können.

Tasks of Health Care Research from the Perspective of Clinical Economics
s supplement to the definition of health care research recently proposed by the Federal Chamber of Physicians in Germany we suggest the addition of several tasks from the perspective of Clinical Economics. In the first part we describe the necessary differentiation of care and research. This explicit distinction is necessary to derive the tasks of health care research. Based on this distinction we suggest in the second part the economic criteria needed to describe overtreatment and underservice. The data and methods necessary for this description are presented in the third part. In the fourth part the difference between a complete and incomplete economic analysis is described. Depending on the desired power both types of analyses are useful in health care research. In the last part we meet two legal demands in Germany. One is related to the definition of benefit based on patient-related outcomes and the other to the costs in the contract- and health care management. This means the tasks of health care management cannot be provided by a single discipline and the involvement of patients in the selection of patient-related outcomes has to be strengthened. The first of these aspects includes that two types of economic analyses, a medical and a budget analysis have to be provided in addition to the clinical and technical services to compare finally the monetary costs with health-related consequences. The budget analysis is established which balances the financial expenditure and outcomes. In contrast, a formal medical analysis which balances the health care costs and consequences is not yet established. In the future it will be necessary to weight the budget and medical analysis on the basis of collected data but not on assumptions. These data will largely depend on the selection of patient-related endpoints. It is a task of health care research to propose ways for identification and selection of appropriate endpoints.

Keywords
Health Care Research, Clinical Economics, complete and incomplete economic analysis, patient-related endpoints

Prof. Dr. Franz Porzsolt, Jürgen Geier

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Zitationshinweis (Porzsolt, F, geier, J.: „Aufgaben der Versorgungsforschung aus Sicht der Klinischen Ökonomik“; in: "Monitor Versorgungsforschung" (MVF) 03/13, S. 32 ff.)

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