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Versorgungsprofil der Patienten mit Ergotherapie-Verordnungen in niedergelassenen Praxen

24.01.2013 16:20
Die positiven Effekte solcher ergotherapeutischer Interventionen, die idealerweise in der häuslichen Umgebung stattfinden, konnten von Graff und Kollegen in einer Studie nachgewiesen werden, wo sich nicht nur die Alltagskompetenz der Erkrankten, sondern auch die Lebensqualität sowohl von Demenzpatienten als auch pflegender Angehöriger verbesserte (8,9). Als weiteren Bereich, bei dem die Ergotherapie eine zentrale Rolle in der Behandlung einnimmt und entsprechend in den Leitlinien gelistet ist, sind rheumatische Krankheiten zu nennen, wie z.B. die rheumatoide Arthritis, die Psoriasisarthritis und die Spondylarthritiden (5). Obgleich positive Effekte ergotherapeutischer Maßnahmen bei diesen Erkrankungen gezeigt werden konnten, fand sich eine abnehmende Tendenz von Heilmittelverordnungen für Rheumakranke in den letzten Jahren (10). Die Ursachen hierfür liegen laut Thieme et al. vermutlich in der Budgetierung der Heilmittel verbunden mit der Angst vor Regressforderungen der Krankenkassen, in der Kompliziertheit der Heilmittelverordnung bei Versicherten der gesetzlichen Krankenversicherungen, in der geringen Wertschätzung und/oder vermeintlich geringen Evidenz physikalischer Therapien sowie in der langen Zeitkonstante bis zum erkennbaren Wirkungseintritt (10). Das Ziel des vorliegenden Artikels war es deshalb, das Versorgungsprofil der Patienten mit Ergotherapie-Verordnungen in einem 5-Jahres-Zeitraum darzustellen. Hierfür wurden neben der Altersstruktur das Geschlechtsverhältnis, der Lebensraum (Stadt/Land), der Versicherungsstatus sowie die Diagnosen der Patienten untersucht.

http://doi.org/10.24945/MVF.03.14.1866-0533.1939

Abstract
Die Ergotherapie spielt als Teil der physikalischen Therapien eine wichtige Rolle in multimodalen Konzepten bei der Behandlung einer Vielzahl von Erkrankungen. In der vorliegenden Studie wurden die Überweisungen zur Ergotherapie in einem 5-Jahres-Zeitraum analysiert und hierbei die Daten von insgesamt 3.410 Patienten im Hinblick auf allgemeine Charakteristika wie Alter, Geschlecht, Versicherungsstatus und Region (städtische/ländliche Region) sowie auf die zur Verschreibung führende Diagnose untersucht. Während Hausärzte neben jüngeren (< 20 Jahren) auch ältere Patienten jenseits des 51. Lebensjahres überwiesen, waren dies bei Orthopäden und Neurologen fast ausschließlich ältere Menschen, wobei insgesamt die meisten Diagnosen aus dem orthopädischen bzw. neurologisch-psychiatrischem Krankheitsspektrum stammten. Verglichen mit dem Anteil städtisch wohnender Patienten des Klientels von Hausärzten und Orthopäden, war der Anteil von in der Stadt lebenden Menschen unter den Ergotherapie-Patienten geringer, was möglicherweise durch eine zunehmende Spezialisierung von Haus- und Fachärzten in Städten bedingt ist, während diese auf dem Land den „Durchschnitt“, also ein breites Patientenspektrum, behandeln. Umgekehrt war es bei Pädiatern, was wiederum mit logistischen Gründen bedingt durch eine geringe Versorgungsdichte mit ergotherapeutischen Praxen auf dem Land zu tun haben könnte. Es zeigte sich zudem, dass insbesondere Privatpatienten ergotherapeutische Behandlungen verschrieben bekamen, was möglicherweise Folge einer Budgetierung der Heilmittel sowie einer vermeintlich geringen Evidenz ergotherapeutischer Therapien ist. Das wird insbesondere deutlich, wenn der Anteil der Privatversicherten unter Ergotherapie-Patienten mit dem Anteil der Privatversicherten in der Grundgesamtheit vergleicht (z.B. bei Hausärzten 20% versus 7%, bei Orthopäden 70% versus 10%). Hier sollte eine zunehmende Aufklärung von Patienten und Ärzten erfolgen, damit die Ergotherapie den ihr gebührenden Stellenwert als nicht-pharmakologische Therapie im Rahmen eines multimodalen Konzeptes erfährt. Zusätzlich sollte die Bedeutung der Ergotherapie den Medizinstudenten verdeutlicht werden, denn das ist noch nicht ausreichend in der Grundausbildung der angehenden Ärzte und somit Verordnern, verankert.

Treatment profile of patients with prescriptions of occupational therapy in primary care practices
Occupational therapy plays an important role within multimodal concepts in the treatment of a variety of diseases. In the present study we analyzed 3,410 patients with referrals for occupational therapy from the Disease Analyzer database within a 5-year-period and assessed data with regard to general characteristics such as age, gender, health insurance status and urban residency (rural/urban) as well as diagnoses that led to referral. We found out that general practitioners referred both young (< 20 years of age) and older patients (> 50 years of age) to occupational therapy while orthopedics and neurologists referred mainly elderly people. Most diagnoses derived from either orthopedic or neurologic-psychiatric diseases. The share of urban living occupational therapy patients was smaller when compared with the proportion of urban living patients from general practitioners and orthopedics, which might be due to an increasing specialization of general practitioners and consultants in cities, while they treat a broad spectrum in rural areas. The exact opposite was seen in pediatrics, which might be due to logistic reasons and a smaller density of practices prescribing occupational therapy in rural areas. Moreover, the study showed that especially private patients were referred to occupational therapy, probably as a consequence of budgeting of modalities or an assumed lower evidence of occupational therapy interventions. Patients and doctors are in need of further education in order to emphasize the importance of occupational therapy its role as an important health care service within a multimodal concept.

Keywords
Ergotherapy, rural-urban-comparison, health insurance status, health services research

Julia Drosselmeyer MSc, Dr. Karel Kostev, Prof. Dr. Achim Jockwig, Daniela Hog, Dr. Christina Heilmaier

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Zitationshinweis (Drosselmayer et al.: „Versorgungsprofil der Patienten mit Ergotherapie-Verordnungen in niedergelassenen  Praxen“; in: "Monitor Versorgungsforschung" (MVF) 03/14, S. 55-59); doi: 10.24945/MVF.03.14.1866-0533.1939

 

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