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„Versorgungsforschung unterstützt Innovatoren“

31.03.2015 14:00
Die Universitäts- und Hansestadt Greifswald im äußersten Nordosten Deutschlands und mitten in Mecklenburg-Vorpommern ist quasi ein „Reallabor“ für Versorgungsepidemiologie, Epidemiologie chronischer Erkrankungen, Epidemiologische Methoden, vernetzte Datenerfassung und zentrales Daten- und Qualitätsmanagement. Kein Wunder, dass all das Schwerpunkte der wissenschaftlichen Tätigkeit von Prof. Dr. med. Wolfgang Hoffmann, MPH, sind, der 2011 zum W3-Professor für Bevölkerungsbezogene Versorgungsepidemiologie und Community Health der Universitätsmedizin Greifswald ernannt wurde. Im Interview mit „Monitor Versorgungsforschung“ berichtet er über seine Arbeit für Krankenkassen, insbesondere für die AOK Nordost.

>> Herr Prof. Hoffmann, die Versorgungsforschung und die Kassenlandschaft scheinen auf den ersten Blick beste Freunde zu sein.
Aber nur auf den ersten Blick. Wenn man auch nur ein wenig in die Vergangenheit blickt, setzten die im Wettbewerb stehenden Krankenkassen oft eher auf schnellen Erfolg und weniger auf allzu viel Evidenz. Teilweise wurden Kassen- und damit Versichertengelder sogar ohne irgendeine Art von formalisierter Evaluation eingesetzt, während gleichzeitig bei anderen Projekten sehr hohe Hürden aufgetürmt wurden, für die es dann aber ebenfalls kein standardisiertes Verfahren gab.

Woran liegt das? Weil die Kassen vielleicht noch gar keine klare Zielformulierung haben?
Einige Kassen sind sich selbst noch nicht sicher, inwieweit ihre Rolle als aktiver Gestalter im Gesundheitswesen wirklich gehen soll und vor allem gehen kann. Ich jedenfalls vernehme selbst von führenden und engagierten Vertretern der Krankenkassen, dass sie an und für sich gar kein Mandat haben, Versorgungsforschung zu betreiben.

Stimmt ja auch, sie dürften dafür gar kein Geld ausgeben, eigentlich zumindest.
Aber sehr wohl dafür, neue, innovative Versorgungskonzepte zu entwickeln und zu evaluieren! Und trotzdem werden viele Modellprojekte als integrierte Versorgungsverträge gestartet, ohne vorher klare und transparente Voraussetzungen und Evaluationen zu definieren. Man bekommt ein wenig das Gefühl, dass im Markt relativ viel getrommelt wird, ohne dass wirklich immer richtig klar ist, was denn da von wem wirklich gemacht worden ist, und – noch wichtiger – was wirklich an Outcome evidenzbasiert herausgekommen ist.

Gibt es ein Evaluationsdefizit auch bei innovativen Versorgungsprojekten?
Fast hundertprozentig. Dabei wäre es sowohl für die Kassenszene, als auch für die Versorgungsforschung als Disziplin besser, wenn dieses Evaluationsdefizit aufgehoben würde. Eigentlich dürften keine Projekte öffentlich gefördert werden, die im Konkurrenzverhalten der Kassen motiviert sind, die aber nicht unmittelbar der Versorgung der Versicherten zugutekommen. Es ist sicher noch ein großes Manko, dass viele Projekte und Initiativen noch unter Marketing- und Wettbewerbsgesichtspunkten aufgesetzt werden. Dann besteht das Risiko, dass die mit diesen Projekten erarbeiteten Ergebnisse nur den einzelnen Kassen, aber nicht dem System als solchem zur Verfügung stehen.

Und das, obwohl die dafür eingesetzten Budgets aus der Versichertengemeinschaft stammen.
Innovative Versorgungsprojekte zu entwickeln ist aus meiner Sicht schwierig, wenn man diese aus Sicht einer Konkurrenz- oder Marketingstrategie initiiert. Es läge vielmehr im Interesse des Gesamtsys-tems, wenn die Kassen kooperieren anstatt konkurrieren würden. Der aktuelle Wettbewerb ist ein echtes Hindernis bei der Umsetzung von innovativen Versorgungskonzepten – auch im Sinne der Entwicklung und Forschung.

Was hat das System auch als Ganzes davon, wenn es zwar ein tolles indikationsbezogenes Versorgungsprojekt einer Kasse in einem Bundesland gibt, aber im Nachbarland schon wieder nicht, weil die Ergebnisse nicht transparent veröffentlicht werden.
Das geht sogar noch weiter. Manchmal werden überhaupt keine Ergebnisse erhoben. Es gibt eine ganze Reihe von Modellprojekten, die entweder gar nicht evaluiert werden oder bei denen die Evaluation den Namen nicht verdient. Und selbst wenn eine Nutzenbewertung möglich ist, werden oft die Ergebnisse nicht publiziert. Das heißt nichts anderes, als dass die Ergebnisse nicht nachhaltig verwertet werden und anderen nicht zugute kommen können.

Nun haben Sie eine Evaluation eines Projekts der AOK Nordost durchgeführt, bei dem Herr Möhlmann, dort zuständig für das Versorgungsmanagement, nicht nur die hohe Bedeutung der Versorgungsforschung für die Kassenlandschaft betont, sondern auch die strukturierte Herangehensweise und den objektiven Blick auf die Sachlage lobt.
Das Gute an der Versorgungsforschung ist, dass sie, wenn sie denn richtig gemacht werden kann, gute Daten und klare Ergebnisse zei-tigt. Und diese sollten durchaus auch eine steuernde Wirkung auf die Versorgungsrealität haben – wenn man sie denn umsetzt. Das würde man sich im Gesundheitssystem
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