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Ergotherapie-Verordnungen für Kinder mit Entwicklungsstörungen bei niedergelassenen Kinderpsychiatern

31.03.2015 16:20
Für die Behandlung von Entwicklungsstörungen stehen medizinisch orientierte sowie psychologisch-pädagogische Fördermaßnahmen im Vordergrund. Eine der medizinisch orientierten Fördermaßnahmen stellt die Ergotherapie dar (Jašcenoka & Petermann, 2013; Pietz, Moog, & Blank, 2014; Tal-Saban et al., 2014). Bei ergotherapeutischen Maßnahmen handelt es sich um komplexe, aktivierende und handlungsorientierte Methoden. Ziel ist es, durch Betätigung in den Lebensbereichen Selbstversorgung, Produktivität und Freizeit gestörte motorische, sensorische, psychische und kognitive Fähigkeiten zu verbessern (Arbesman, Bazyk, & Nochajski, 2013; Sauer et al., 2010). Kinder mit Entwicklungsstörungen stellen eine sehr große Klientengruppe im Vorschul- und Schulalter in der ambulanten Ergotherapie dar (Becker & Jagusch-Espei, 2011). Studien haben gezeigt, dass ergotherapeutische Interventionen zu einer Leistungssteigerung der visuellen Wahrnehmung, der motorischen und koordinativen Leistungsfähigkeit beitragen sowie einen allgemein positiven Entwicklungsverlauf begünstigen können (Frank, 2008; Hüttemann & Brauchle, 2011; Poulsen et al., 2007; Whitney & Hilton, 2013). Ferner kann die ergotherapeutische Intervention in einer Gruppentherapie einen positiven Effekt auf das Selbstwertgefühl der Klienten haben (McWilliams, 2005). In Deutschland wird die Ergotherapie von den niedergelassenen Ärzten verordnet, wonach die Ergotherapie in der ergotherapeutischen Praxis stattfindet (DGN, 2011; Gauggel, 2014; Küther, 2014). Bei der Behandlung und ambulanten Versorgung von Kindern mit Entwicklungsstörungen sind vor allem die Kinderpsychiater zuständig (DGN, 2011; Hintzpeter et al., 2014; Lehmkuhl, Köster & Schubert, 2009). Jedoch stehen diese, wie andere Ärzte, unter dem finanziellen Druck der Krankenkassen, sodass eine Verordnung immer begründet sein muss (Ärzte Zeitung, 2014; Szucs, 2014). Über das konkrete Verordnungsverhalten der Kinderpsychiater in Deutschland für die Ergotherapie ist bisher wenig bekannt.

http://doi.org/10.24945/MVF.02.15.1866-0533.1980

Abstract
Entwicklungsstörungen sind komplexe, neurobiologisch und genetisch bedingte Störungen, die sich bereits in der frühen Kindheit manifestieren und bis ins Erwachsenenalter fortbestehen. Die Ziele dieser Studie waren zu beurteilen, wie viele Patienten in einer bestimmten Patientengruppe in Deutschland nach der Diagnose von Entwicklungsstörungen eine ergotherapeutische Behandlung erhielten und welche Faktoren einen Einfluss darauf hatten, ob einem Patienten eine ergotherapeutische Behandlung verordnet wurde. Die Studienpopulation umfasste insgesamt 11.112 Kinder zwischen 3 und 17 Jahren aus 13 kinderpsychiatrischen Praxen. Von diesen erhielten 3.545 (32%) innerhalb von drei Jahren nach der Diagnose einer Entwicklungsstörung eine Verordnung für Ergotherapie. Je jünger der Patient, desto besser die Chancen auf eine Ergotherapieverordnung. Ergotherapie wurde bei den weiblichen Patienten,  gesetzlich versicherten Patienten,  Patienten mit mehreren verschiedenen Entwicklungsstörungen, bei Patienten mit erworbener Aphasie mit Epilepsie, umschriebenen Entwicklungsstörungen der motorischen Funktionen und bei Diagnose von Reaktionen auf schwere Belastungen und Anpassungsstörungen signifikant häufiger verordnet. Es ist in Zukunft von Bedeutung, dass die Ergotherapie vermehrt über ihr Leistungsspektrum Aufklärung betreibt und so beim ärztlichen Verordner eine Verordnungswahrscheinlichkeit zu erhöhen. Ferner sind weitere Effektivitätsnachweise der Ergotherapie zu erbringen. Die Ergotherapie kann somit ihre Rolle in der Behandlung von Kindern, speziell von Kindern mit Entwicklungsstörungen, im Versorgungssytem stärken.

Referral for occupational therapy after diagnosis of developmental disorder by German child psychiatrists
The aims of this study were to assess how many patients received occupational therapy after diagnosis of developmental disorder in child psychiatrist practices in Germany and which factors influenced whether a patient did or did not receive occupational therapy. This study was a retrospective database analysis in Germany utilizing the Disease Analyzer® Database (IMS Health, Germany). The study population included a total of 11,112 children aged between 3 and 17 from 13 child psychiatrist practices. The observation period was five years in total, from January 1, 2009 until December 31, 2013.  32% of study children were referred for occupational therapy within three years of first diagnosis of developmental disorder.  Younger age, female gender, statutory health insurance, from acquired aphasia with epilepsy, specific developmental disorder of motor function or diagnosis of reaction to severe stress and adjustment disorders positively influenced the referral rate and time of occupational therapy. This study showed that in a large population of children with developmental disorder, that one out of three patients receive the referral of occupational therapy within three years of first diagnosis of developmental disorder. It will be the task of future studies to confirm these results.

Keywords
developmental disorder, occupational therapy, children, Disease Analyzer

Diplom-Ergotherapeut (FH) Marcel Konrad, M.Sc. , Diplom-Ergotherapeutin (FH) Julia Drosselmeyer, M.Sc. , Prof. Dr. rer. med. habil. Karel Kostev

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Zitationshinweis : Konrad, M., Drosselmeyer, J., Kostev, K.: "Ergotherapie-Verordnungen für Kinder mit Entwicklungsstörungen bei niedergelassenen Kinderpsychiatern" (MVF) 02/15, S. 52-58); doi: 10.24945/MVF.02.15.1866-0533.1980

 

Ausgabe 02 / 2015

Editorial

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Prof. Dr.
Reinhold
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