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Versorgungsforschung benötigt Ursachenklärung

31.03.2015 14:00
Nicht das Entwickeln einer neuen Hypothese, sondern das Verstehen-wollen zeichnete den Ansatz aus, den Prof. Dr. med. Brücher gewählt hatte, um unvoreingenommen nach möglichen Ursachen für die Entstehung von Krebs zu suchen. Die Herangehensweise erwies sich als erfolgreich: Entstanden ist nicht nur eine neue Theorie, die die bisherigen Hypothesen von Grund auf in Frage stellt, sondern auch eine neue, Outcome-orientierte Krebs-Strategie. Welche Auswirkungen die neuen Erkenntnisse auf die Prävention von Krebs, auf die Ursachen-orientierte Grundlagen-Versorgungsforschung und die Erarbeitung innovativer Versorgungsforschungskonzepte in der Indikation Krebs haben, erklärt Brücher im Gespräch mit „Monitor Versorgungsforschung“. Und last but not least blickt der Mediziner auch retrospektiv auf die Geschichte und die größten Errungenschaften in der Versorgungsforschung selbst.

>> Herr Prof. Brücher, zunächst eine grundsätzliche Frage an Sie als Mediziner: Wie definieren Sie Versorgungsforschung?
Vielen Dank für die spannende Frage. Im Jahr 1999 wurde Versorgungsforschung von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) als ein Aspekt von dreien definiert, sie wird allerdings politisch noch stiefmütterlich behandelt.
Die Versorgungsforschung umfasst die Forschung auf dem Gebiet der Krankenversorgung (Betreuung, Pflege, Diagnose und Behandlung sowie Nachsorge), der Gesundheitsforschung (einschließlich Prävention und Gesundheitsförderung) und Pflegeforschung. Damit ist die Versorgungsforschung fachübergreifend. Daraus sind in letzter Zeit Folgezentren (Darmzentren, Vaskuläre Zentren, Diabetes-Zentren, kardiologische Zentren etc.) entstanden.

Ihr Fachgebiet ist die Chirurgie. Welche Rolle hat diese Disziplin in der Geschichte der Versorgungsforschung bislang gespielt?
Schon Theodor Billroth forderte vor über 100 Jahren, Ergebnisse der Chirurgie zur Verbesserung der Patientenbehandlung transparent darzulegen. Daraus entwickelte sich in den 1970er Jahren die klinische Qualitätssicherung, die die Grundlage klinischer Versorgungsforschung darstellt. Die Chirurgie war auch hier Motor weiterer Entwicklungen. Qualitätssicherung wurde erstmalig 1977 von dem aus Dresden stammenden und in Krefeld wirkenden Chirurgen Professor Wolfgang Schega als Kongressthema aufgegriffen. Die in Ostdeutschland tätigen Professoren Ingo Gastinger und Hans Lippert griffen diese Thematik daraufhin auf und überarbeiteten in einer Sisyphus-Arbeit den alten Operationskatalog der WHO von 1953. Das Ergebnis ist heute – mit marginalen Änderungen – ein in ganz Deutschland gültiger und Verwendung findender Operations-Katalog.

Würden Sie diese drei Mediziner – Wolfgang Schega, Ingo Gastinger und Hans Lippert – als Stammväter der Versorgungsforschung bezeichnen?
Nicht nur sie. Erwähnung muss auch finden, dass der bereits erwähnte, in mühsamer Kleinarbeit eingeführte Katalog während der Wende in das Deutsche Institut für Medizinische Dokumentation und Information (DIMDI) nach Köln verbracht und dann ohne Nennung der Autoren aus der alten DDR in ganz Deutschland eingeführt wurde. Die damaligen Pioniere waren wegweisend und sollten neben den vorigen ebenfalls namentlich genannt werden: Walter Asperger, Wolfgang Hartig, Hermann Herwig, Josef Horntrich, Andreas Koch, Winfried Mokros, Horst Rupprecht, Harald Schramm und Klaus Gellert.
Die Gruppe um den damals an der Berliner Charité wirkenden Professor Helmut Wolff etablierte diesen Ansatz erstmalig als einheitliches flächendeckendes, das gesamte Klinikprofil umfassendes und somit vergleichbares System der chirurgischen Leistungserfassung.
Grundlage hierfür war unter anderem, dass Anfang des 20. Jahrhunderts die klinische Forschung nicht allein den Universitäten und anderen Forschungseinrichtungen vorbehalten war, sondern auch in den Stadt-, Kreis- und Privatkrankenhäusern anspruchsvolle wissenschaftliche Themen bearbeitet wurden.
Mittlerweile ist ein zunehmender Verlust an wissenschaftlicher klinischer Arbeit in diesen Krankenhäusern zu beobachten. Auch in Forschungsprogrammen werden diese kleinen Krankenhäuser wenig berücksichtigt. Dies führt

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