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Big Data zwischen Gesundheitsversorgung und Begehrlichkeiten

29.11.2016 14:00
Aus den früheren Datenrinnsalen vieler Wissenschaften ist inzwischen eine Lawine geworden, ja eine ganze Sintflut, die stetig zunimmt und immer stärker wird (Callebaut 2012). An jedem Tag werden heute mehr Daten aus dem Leben jedes Einzelnen generiert als jemals zuvor. 90 % aller Daten auf der Welt wurden in den letzten beiden Jahren erfasst, so schätzen Experten (BBC Health 2016). Der wesentliche Grund dafür liegt in einer technischen Kerninnovation der Moderne, der Informationstechnologie. Das Tempo der Veränderung wird immer schneller. Brauchte 2003 die Entschlüsselung des ersten Genoms von Homo Sapiens mit seinen 3,27 x 109 Basenpaaren noch fast zehn Jahre, ist diese Zeit heute auf unter eine Woche geschrumpft. In naher Zukunft wird das Gleiche in wenigen Stunden erledigt sein. Viele Probleme dieser Welt liegen nicht mehr im „Was“, sondern im „Warum“. Ursächlichkeit bleibt wichtiger als Feststellung. Ein Sprichwort pointiert das Problem: Man sieht den Wald oft vor lauter Bäumen nicht. Anders als früher hat die Verfügbarkeit von Information das Verständnis der Zusammenhänge des Wissens schon weit überholt. Das Volumen von Information wächst heute schneller als traditionelle Analytik den Werteberg bewältigen kann.

>> Eine neue Studie der TMF – Technologie- und Methodenplattform für die vernetzte medizinische Forschung e. V. – sieht in den medizinischen Informationswissenschaften eine aufkommende Paradigmenkonkurrenz. Bisher standen „systematische Studien und Auswertungen von Routinedaten für eine gewachsene, gereifte Welt von Wissenschaft und Organisation (Alte Schule)“. Jetzt steht „Big Data dagegen für eine teilweise neue Herangehensweise an Daten, die über die Verfügbarmachung und Auswertung großer Mengen von Informationen aus vielgestaltigen, stetig wachsenden Dokumentationen, die Welt vermisst, steuert und verwertet (Neue Schule)“ (Schepers 2016).
Dennoch muss man die ärztliche Kunst heute immer noch als professionelles Fähigkeitsensemble verstehen, und nicht als vormodernen, traditionellen Restbestand betrachten. Ärztliches Handeln, gerade unter schwierigen Rahmenbedingungen wie in „kritischen Situationen“ oder unter Zeitdruck, ist und bleibt nur effektiv als ein aus Logik und Erfahrung gespeistes subjektivierendes Handeln im Sinne der Alten Schule. Die Gesundheitsversorgung in ihrer Gesamtheit entstammt somit den Erfahrungswissenschaften. Sie hat sich jedoch aufgrund neuer Entwicklungen wie Epidemiologie, Statistik oder Genomik wesentlich weiterentwickelt. Information wird zur Quelle von Systemerkenntnis und zur Fundgrube für Zusammenhänge im Sinne der Neuen Schule. Insgesamt belegen also beide Schulen ihren jeweils eigenen Platz.
Ein konkretes Beispiel macht diese beiden Veränderungen und das begleitende Spannungsverhältnis sehr gut deutlich: Genomik bei Brustkrebs – Arend Sidow, Wissenschaftler der Stanford Universität, durchsuchte bei zahlreichen Krebsvarianten systematisch die gesammelten Genome von Patientinnen mit Brustkrebs nach Auffälligkeiten und gemeinsamen Mustern (Marx 2013). Damit stratifiziert er das Material und bildet Gruppen für die jeweils beste Auswahl an Zytostatika und Bestrahlung. Die Arbeit geht aber noch weiter. Genomsequenzen, die in dem riesigen Datenreservoir als Gemeinsamkeiten identifiziert werden, können dann gezielt untersucht werden, um die molekularen Prozesse und deren Entgleisungen besser zu verstehen. Aus diesem neuen Wissen
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Ausgabe 06 / 2016

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