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„Wir managen Diabetiker für einen Fixbetrag“

30.03.2016 14:00
Kenntnis von Algorithmen, Kooperationen und Studien: So könnte man die neue Begriffstrias bezeichen, mit dem sich Roche Diabetes Care einen Weg in die Zukunft des nachindustriellen Zeitalters sichern will. Nicht dass der Diagnostik-Konzern künftig keine Blutzuckermessgeräte und -teststreifen produzieren möchte, aber eben nicht nur, und dies dann eingebettet in ein evidenzbasiertes Diabetesmanagement. Das ist nach Meinung von Dr. Marcel Gmünder ein wesentlich zukunftsgerichteteres Geschäftsmodell als das alte. Innovative IV-Verträge und Integrated-Care-Modelle sind dabei die Wegbereiter.

http://doi.org/10.24945/MVF.03.16.1866-0533.1959

>> IGI Stat, ein Spin-Off-Unternehmen der Stanford-Universität arbeitet an einem Chip, der Antikörper im Blut nachweisen kann, um so Arten von Diabetes zu unterscheiden. Der Online-Gigant Google ist gemeinsam mit dem Kontaktlinsenhersteller Alcon, einer Unternehmenstochter des Pharmakonzerns Novartis dabei, eine Kontaktlinse zu entwickeln, welche Glukose in Tränen misst. Intarcia testet gerade in einer Phase-3-Studie ein nur zündholzgroßes Gerät, das unter die Haut implantiert eine kontinuierliche Dosis des Eli Lilly-Inkretin-Mimetikas Exenatide abgibt. Und Medtronic will bereits in diesem Jahr den lang ersehnten künstlichen Pankreas auf den Markt bringen. Wo, Herr Dr. Gmünder, findet sich in diesem Innovationskonzert Roche Dia-
gnostics wieder? Oder gibt es vielleicht gar keinen Innovationsgap?
Ich würde nicht sagen, dass es keinen Innovationsgap gibt. Roche Diabetes Care hat tatsächlich in den letzten vier, fünf Jahren nicht die Innovationskraft auf den Markt gebracht, die von uns zu erwarten wäre oder die wir uns selbst vorgestellt hatten. Das heißt aber nicht, dass nach der Markteinführung des neuen Pumpensystems „Accu-Chek Insight“ vor rund zwei Jahren unsere Pipeline leer wäre.

Was kommt denn demnächst?
Wir werden noch in diesem Jahr ein neues Blutzuckermesssystem namens „Accu-Chek Guide“ auf den Markt bringen. Die Markteinführung startet dieses Jahr in einigen Pilotländern, danach folgen Deutschland und andere große Märkte. Parallel dazu wird unser erster eigener Continuous-Glucose-Monitoring-Sensor eingeführt, der den Zucker in der Zwischenzellflüssigkeit misst – das wird zuerst in Skandinavien, gefolgt von Österreich und den Niederlanden geschehen.

Warum zuerst in Test- oder Pilotmärkten?
Die Testmärkte helfen uns zu lernen. Diese Art strukturierter Launches sind für ein international tätiges Unternehmen sehr sinnvoll. Auch sieht man an diesen beiden Einführungen, dass wir dabei sind, aufzuholen was die Innovation anbelangt. Nichtsdesto-
trotz muss man offen zugeben, dass wir durchaus eine gewisse Verspätung gegenüber unseren ursprünglichen Plänen zu verzeichnen haben.

Worin begründen sich denn diese Verspätungen?
Wir sind in einem sehr komplexen Markt tätig, der an der Schnittstelle von Medizin, Diagnostik und IT angesiedelt ist. Je mehr man sich von relativ „einfachen“, weil singulär agierenden Systemen entfernt, desto herausfordernder wird das Ganze. Beim Continuous-Glucose-Monitoring, kurz CGM, haben wir sicher die Komplexität, die man für solche Software-gestützten Systeme benötigt, unterschätzt. Diese Arbeit ist weitestgehend getan, sodass wir sehr zuversichtlich sind, noch in diesem Jahr unseren ersten Sensor launchen zu können.

Der aber immer noch ein ganzes Stück weit weg ist von dem künstlichen Pankreas, der bei Roche schon seit 2007 auf der Agenda stand.
Das stimmt. Unser CGM-Sensor ist ein unabhängiger Sensor, der noch nicht automatisch mit einer Insulin-Pumpe verbunden sein wird. Das ist das nächste Teilziel, das es erlauben wird, eine gewisse Steuerung der Insulindosierung vornehmen zu können. Doch auch das wird noch keine wirkliche Vollautomatisierung bedeuten, die dann den Namen eines künstlichen Pankreas verdienen würde.

Wie lang wird der Weg dahin noch sein?
Wir bewegen uns derzeit noch auf dem Level eines sogenannten Low-Glucose Suspends, der – einfach gesprochen – die Insulin-Pumpe abstellt, wenn der Blutzucker zu tief fällt, was insbesondere während der Nacht von großer Bedeutung ist, weil hier die Hypoglykämie-Gefahr erhöht ist. Im zweiten Schritt braucht man ein sogenanntes Treat-to-Range-System, das es erlaubt, bestimmte Bandbreiten von Blutzuckerwerten einzustellen, an denen sich die Pumpe orientieren kann, und dann über ständige Rückkopplungen mit den Messwerten die entsprechende Insulinmenge abgibt. Das ist aber für uns noch Zukunftsmusik.

Wie lange wird das noch so sein?
Das wird schon noch zwei...

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Zitationshinweis: doi: 10.24945/MVF.03.16.1866-0533.1959

Ausgabe 03 / 2016

Editorial

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Prof. Dr.
Reinhold
Roski

 

 

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