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„Implementation Science ist angewandte Skepsis“

30.03.2016 14:00
Mit dem Lehrstuhl für „Versorgungsforschung und Implementierungswissenschaft im Gesundheitswesen“ hat die Universität Heidelberg den ersten dieser Art in Deutschland ins Leben gerufen. Dessen Lehrstuhlinhaber, Univ.-Prof. Dr. Michel Wensing, gilt mit über 350 wissenschaftlichen Publikationen (H-Index 37), über 25 randomisierten Studien und 35 betreuten Doktoranden als einer der wenigen deutschsprechenden Fachleute auf dem Gebiet der Implementation Science. „Monitor Versorgungsforschung“ sprach mit dem gebürtigen Niederländer über sein in Deutschland noch recht unbekanntes Fachgebiet.

http://doi.org/10.24945/MVF.04.16.1866-0533.1970

>> „Improving Patient Care: The Implementation of Change in Health Care“ – aus dem Jahre 2013 – heißt die englischsprachige zweite Auflage der im Jahre 2001 erschienen niederländichenn Erstveröffentlichung „Implementatie – effectieve verbetering in de patientenzorg“, geschrieben von Prof. Richard Grol – dem damaligen Direktor des Nijmegen Centers für Evidence Based Practice (NCEBP) und Direktor des IQ Healthcare des Medizinischen Fakultät der Radboud Universität Nijmegen – und Ihnen als Co-Herausgeber. Wäre es nun nicht an der Zeit, den Gedanken der Implementierungswissenschaft auf deutsch zu veröffentlichen?
Mein früherer Chef, Richard Grol, und ich arbeiten zwar gerade an einer neuen niederländischen Version, weil auch das letzte, englischsprachige Buch schon wieder einige Jahre alt ist und sich seitdem international in der Implementierungswissenschaft einiges getan hat. Doch habe ich jetzt – als Professor in Deutschland tätig – durchaus die Ambition, dieses Fachbuch auch einmal auf Deutsch zu veröffentlichen. Doch ist Deutsch nach Holländisch und Englisch erst meine Drittsprache, sodass ich mich mit einigen Formulierungen noch etwas unsicher fühle.

Die Erscheinungssprachen der beiden Fachbücher sprechen doch eigentlich auch dafür, dass die Implementierungswissenschaft in den Niederlanden als auch in den angelsächsischen Ländern weiter fortgeschritten ist als in Deutschland.
Der Eindruck ist durchaus richtig. Der Implementierungswissenschaft wurde bisher im deutschsprachigen Raum recht wenig als ei-
genständiges Fachgebiet wahrgenom-
men. Zwar arbeiten und forschen hier-
zulande durchaus auch einige Perso-
nen in dieser Richtung, aber es gibt in Deutschland bislang weder Arbeitsgruppen und Workshops noch Kongresse oder Fachbücher dazu. Aber immerhin existiert seit kurzem ein erster Lehrstuhl, auf den ich berufen worden bin und der sich mit „Versorgungsforschung und Implementierungswissenschaft“ beschäftigt. Doch in Großbritannien, Amerika und Kanada, aber auch in den Niederlanden ist das Themengiebt mit viel mehr als nur einem Lehrstuhl besetzt. Besonders im englischsprachigen Raum gibt es relativ viel Forschung in diese Richtung, was man an der Entwicklung der Publikationsrate in der Zeitschrift „Implementation Science“ ganz gut nachvollziehen kann.

Warum ist die Implementierungswissenschaft in den angelsächsischen Ländern so stark vertreten, und im westeuropäischen Gebiet erst im Aufbau begriffen, wobei hier Holland sicher die Ausnahme bildet.
Das ist eine gute Frage, die nicht einfach zu beantworten ist. Eigentlich ist für mich ein Widerspruch in sich, wenn es einerseits in Deutschland sehr viel Interesse an Evidenzbasierter Medizin und Forschung zum Nutzen von Innovationen gibt, sich aber andererseits nur wenige Forscher wissenschaftlich die Frage stellen, wie all das die Versorgung verbessern hilft. Das kann man historisch nur damit erklären, dass das Fachgebiet Implementierungswissenschaft, der Implementation Science, in Deutschland eher in Beziehung zu bestimmten medizinischen Disziplinen steht, aber nicht unbedingt als ein eigenständiges Fachgebiet betrachtet wird. Zumindest bisher.

Auch wenn laut David Sackett (MMW 1997) der philosophische Ursprung der Evidenz-basierten Medizin ins Paris der Mitte des 19. Jahrhunderts und weiter zurückreicht, wird auch im deutschsprachigen Raum EbM seit Mitte der Neunziger Jahre diskutiert und bereits 1998 das Deutsches Netzwerk Evidenzbasierte Medizin (DNEbM) gegründet. Das ist auch schon wieder knapp 20 Jahre her.
Das stimmt wohl. Doch existieren in Deutschland nicht genügend Professuren dazu. Und obwohl es ...

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Zitationshinweis: doi: 10.24945/MVF.04.16.1866-0533.1970

Ausgabe 04 / 2016

Editorial

RoskiHerausgeber
Prof. Dr.
Reinhold
Roski

 

 

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