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Expert*innen plädieren für eine höhere Priorisierung krebskranker Menschen bei der COVID-Impfung

10.12.2020 14:14
Die Deutsche Krebsgesellschaft begrüßt die Empfehlung der Ständigen Impfkommission (STIKO) am Robert Koch-Institut, u.a. Personen mit einem erhöhten Risiko für schwere Verläufe und Tod durch COVID-19 bevorzugt bei der Impfung zu berücksichtigen. Bei der Einschätzung der Risikofaktoren für einen schweren Verlauf stuft die STIKO das Risiko durch eine Krebsvorerkrankung aber als moderat im Vergleich zum altersbedingten Risiko ein.

Expert*innen der Deutschen Krebsgesellschaft plädieren stattdessen dafür, dass allen Krebspatient*innen mit bestehender Erkrankung und einem oder mehreren der folgenden Risikofaktoren bevorzugt eine Impfung gegen COVID-19 angeboten wird, sofern sie aus medizinischer Sicht sinnvoll ist:

·       Schlechter Allgemeinzustand (Höherer ECOG-Status)
·       Komorbidität
·       Rauchen
·       Maligne Erkrankung in der Vorgeschichte
·       Hämatologische Neoplasien und Lungenkarzinom
·       Aktive Krebserkrankung
·       Therapie in den Wochen unmittelbar vor der COVID-19-Erkrankung
·       Metastasierung
·       Lymphozytopenie
·       Neutrophilie

Zu berücksichtigen ist auch ein erhöhtes Ansteckungsrisiko bei unvermeidbaren Kontakten.

„Das Risiko für einen schwerwiegenden Verlauf einer Infektion mit SARS-CoV-2 steigt mit höherem Alter deutlich an. Wir verstehen daher, dass angesichts begrenzter Impfstoffmengen zuerst Hochbetagte und Betagte sowie Personengruppen berücksichtigt werden, die zur Aufrechterhaltung des Gesundheitswesens und des öffentlichen Lebens nötig sind. Auf diese Weise können möglicherweise auch viele ältere Krebspatientinnen und -patienten vor dem schweren Verlauf einer SARS-CoV-2-Infektion geschützt werden“, sagt Prof. Dr. Thomas Seufferlein, Präsident der Deutschen Krebsgesellschaft. „Allerdings können auch Krebserkrankte unter 65 Jahren aufgrund individueller Risikofaktoren ein hohes Risiko für einen schweren Verlauf einer SARS-CoV-2-Infektion aufweisen. Da Krebs aber nach der jetzigen Einschätzung der STIKO ein eher moderates Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf darstellt, würden diese Betroffenen nach der aktuellen Planung frühestens in der vierten Impfwelle berücksichtigt.“

Derzeit erkranken mehr als 500.000 Menschen in Deutschland neu an Krebs. Laut Robert Koch-Institut waren 2016 ca. 320.000 der Betroffenen zum Zeitpunkt der Erstdiagnose 65 Jahre und älter, 180.000 jünger als 65 Jahre. In einer Anfang November 2020 im Journal of the National Cancer Institute erschienenen Metaanalyse sterben 22,4 von 100 an COVID erkrankten Krebspatient*innen, im Vergleich zu knapp 5,9 von 100 COVID-Kranken ohne Krebs [1]. In der genannten Metaanalyse ist das Risiko von Lungenkrebs- und Blutkrebspatient*innen, mit COVID-19 zu sterben, sogar noch höher. „Die Entscheidung, ob und wann eine Impfung sinnvoll ist, sollten Krebspatientinnen und -patienten mit ihrem behandelnden Arzt gemeinsam treffen – unter Berücksichtigung individueller Risikofaktoren, dem aktuellen Stadium der Erkrankung und dem Therapieverlauf“, erklärt Seufferlein. „Darüber hinaus brauchen wir weitere Forschungsdaten, um in den verschiedenen Stadien einer Krebserkrankung den Einfluss von Risikofaktoren auf den Verlauf einer SARS-CoV-2-Infektion noch genauer zu verstehen.“

 

Referenzen
[1] Zhang, H., Han, H., He, T., Labbe, K. E., Hernandez, A. V., Chen, H., Velcheti, V., Stebbing, J., & Wong, K. K. (2020). Clinical Characteristics and Outcomes of COVID-19-Infected Cancer Patients: A Systematic Review and Meta-Analysis. Journal of the National Cancer Institute, djaa168. Advance online publication. doi.org/10.1093/jnci/djaa168

Editorial

RoskiHerausgeber
Prof. Dr.
Reinhold
Roski

 

 

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