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Fair Pricing Calculator: Bei patentgeschützten Arzneimitteln Einsparpotenzial von etwa 13 Mrd. Euro pro Jahr

02.09.2021 16:49
„Ein Ansatz zur Ermittlung fairer Arzneimittelpreise in der EU und darüber hinaus“ stellt das SOCIUM Forschungszentrum Ungleichheit und Sozialpolitik der Universität Bremen auf seinem Portal vor. Dieses basiert auf dem „AIM Fair Pricing Calculator“ zur Berechnung fairer und transparenter Arzneimittelpreise anhand nachvollziehbarer Kriterien, das die International Association of Mutual Benefit Societies (AIM), eine schon lange bestehende Organisation international tätiger Ersatzkassen, entwickelt hat. Die Arbeitsgruppe von Professor Dr. Gerd Glaeske vom SOCIUM unterzog den AIM-Modell gemeinsam mit der TK einem Praxistest. Es wurde für eine Auswahl kostenintensiver Arzneimittel aus den Innovationsreporten, welche die AG von Glaeske zusammen mit der TK seit 2013 publiziert, der nach dem AIM-Vorschlag faire Preis berechnet und die so ermittelten Jahrestherapiekosten mit den tatsächlichen zu Markteintritt und dem aktuellen Preisstand verglichen.

In dieser Untersuchung wird gezeigt, wie die mit dem Fair Pricing Calculator der AIM ermittelten Preise für eine Auswahl kostenintensiver Arzneimittel im Vergleich zu den tatsächlichen Jahrestherapiekosten ausfallen. Das Ergebnis: Die aufgerufenen Preise sind etwa zwei- bis 13-mal so hoch, wie sie fairerweise sein sollten. Umsatzgewichtet ergibt dies – so das Paper der Arbeitsgruppe überschüssige Kosten in Höhe von etwa 173 Prozent für patentgeschützte Arzneimittel. Das AIM-Modell zeigt übertragen auf die GKV-Gesamtausgaben demnach ein Einsparpotenzial von etwa 13 Mrd. Euro pro Jahr auf, mit steigender Tendenz. "Patentgeschützte Arzneimittel sind einer der größten Kostentreiber für die gesetzliche Krankenversicherung", sagt Thomas Ballast, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der TK. "Gerade vor dem Hintergrund der sich abzeichnenden Ausgabenentwicklung in der GKV müssen wir die Preisbildung in diesem Bereich besonders unter die Lupe nehmen." Als Fazit stellt Professor Glaeske fest: „Der AIM Fair Pricing Calculator ist eine Bereicherung in der Diskussion um faire Arzneimittelpreise und er sollte als ein erster Vorschlag für künftige Preisverhandlungen dienen. Gleichzeitig sollte der Fair Pricing Calculator als Anreiz für die pharmazeutischen Unternehmen gesehen werden, Transparenz der Forschungs- und Produktionskosten herzustellen sowie Daten zum patientenorientierten Nutzen (Evidenz). Nur unter diesen Voraussetzungen werden wir auf Dauer angemessene und faire Arzneimittelpreise mit einer auskömmlichen Rendite für die pharmazeutischen Unternehmen vereinbaren können, die unsere Gesundheitssysteme nicht überfordern.“

Editorial

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