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Gerontopsychiatrische Patienten profitieren von eng vernetzter Versorgung

04.03.2015 18:31
Eine eng vernetzte Versorgung von Patienten mit neurologischen und psychiatrischen Alters-Erkrankungen fordert der Spitzenverband ZNS (SPiZ) anlässlich des zwölften Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Gerontopsychiatrie und –psychotherapie eV (DGGPP). „Unterversorgung und Fehlversorgung sind keine Schlagworte, sondern traurige Realität – in ganz besonderer Weise betrifft dies Patienten mit neurologischen und psychiatrischen Erkrankungen im Alter“, sagte der Vorsitzende des SPiZ, Dr. Frank Bergmann, heute in Essen.

Bergmann nennt drei Beispiele, welche die besondere Bedeutung von strukturierten Versorgungsnetzen auch und besonders in der Gerontopsychiatrie deutlich machen:

-  Bei der frühen Demenzdiagnostik  sollte die koordinierte Zusammenarbeit mit dem Hausarzt im Vordergrund stehen. Im Rahmen einer frühen fachärztlichen Abklärung können Psychiater, Nervenärzte oder Neurologen dann behandelbare Ursachen ausschließen und eine stadiengerechte Therapie der Demenz einleiten. Bergmann wies daraufhin, dass zum Beispiel laut einer Studie des IGES-Instituts Berlin nur rund die Hälfte der Patienten mit einer Demenz von einem Facharzt diagnostiziert oder betreut wird. Viele demente Patienten würden gar nicht oder viel zu spät behandelt. Auch die psychiatrische und psychotherapeutische Versorgung von Patienten mit Depressionen im Alter sei meist unzureichend.

-  Patienten mit Erkrankungen des zentralen Nervensystems (ZNS) sind oft nicht in der Lage, selbst Termine mit einem Facharzt oder Psychotherapeuten zu vereinbaren und einzuhalten. Hier könnte ein koordinierter klinischer Behandlungspfad unter Einbeziehung der Hausärzte, Fachärzte und Gerontopsychiater, aber auch von Pflege- und Sozialdiensten Abhilfe schaffen.

-  Auch in der Behandlung von demenzassoziierten Verhaltensstörungen ist eine Zusammenarbeit von Psychiatern oder Nervenärzten mit Hausärzten und Pflegediensten sowie Neurologen nötig, gerade auch im Bereich der Heimversorgung. Eine koordinierte haus- und fachärztliche Heimversorgung reduziert beispielsweise stationäre Aufenthalte, nicht zuletzt dadurch, dass Polypharmazie vermieden wird. Die unkoordinierte Behandlung mit vielen Medikamenten führt häufig zu Nebenwirkungen auch im Zentralnervensystem. Müdigkeit, Verschlechterung kognitiver Funktionen oder auch erhöhte Sturzgefahr können die Folge sein.

Nicht wenige Bewohner von Pflegeheimen litten an psychischen Erkrankungen wie Demenz oder Depression. „Oft gibt es aber zu wenige Kollegen im Umfeld, um alle Heime ausreichend zu versorgen. Diese Patienten haben aber oft nicht mehr die Möglichkeit, sich selbst einen Behandler zu suchen und sind auf aufsuchende Fachärzte angewiesen“, erläuterte Bergmann. Ein  umfassendes regionales Versorgungsnetz, dem auch Pflegeheime angehören, könne die Versorgung der Patienten besser gewährleisten. Darüber hinaus könnten im Netz auch Beratungsangebote zu Themen wie Betreuungsrecht, Behandlungs- oder Vorsorgevollmacht koordiniert und vermittelt werden, sowie fachärztliche Beratung, gegebenenfalls unter Einbeziehung einer spezifischen Testdiagnostik, zu der heiklen und gerade auch von Angehörigen oft zu Recht gestellten Frage der Fahreignung.

Editorial

RoskiHerausgeber
Prof. Dr.
Reinhold
Roski

 

 

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