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Gesundes Kinzigtal: Vorbild für die Versorgung von morgen

07.06.2016 15:20
Gesundheitspolitiker und Gesundheitsexperten sind sich einig: Die Sektorengrenzen im Gesundheitswesen müssen durchlässiger und die Patientenorientierung gestärkt werden. Nur dann wird man den veränderten Versorgungsanforderungen einer älter werdenden Gesellschaft gerecht werden. Regionale Strukturen werden dabei immer wichtiger. Innovative Versorgungsformen wie Gesundes Kinzigtal können hierfür wichtige Innovationsimpulse geben. Dies ist ein Ergebnis des am 6. Juni veranstalteten Parlamentarischen Abends von Gesundes Kinzigtal GmbH, MQNK e.V. und OptiMedis AG in Berlin.

Die neue Staatssekretärin im baden-württembergischen Ministerium für Soziales und Integration, Bärbl Mielich, machte in ihrem Grußwort vor den 200 Gästen deutlich: „Das Sozial- und Integrationsministerium steht hinter dem Modell Gesundes Kinzigtal. Wir sehen darin für ganz Baden-Württemberg ein Vorbild für eine regionale Übernahme von Versorgungsverantwortung. Mit seinem Konzept einer gesundheitlichen Versorgung, die ganzheitlich, sektorenübergreifend, interprofessionell und innovativ ist, hat Gesundes Kinzigtal einen neuen Weg beschritten, der auf eine umfassende Versorgung setzt und gleichzeitig die Eigenverantwortung der Patientinnen und Patienten stärkt. Für uns ein erfolgreiches Zukunftsmodell."

Weitere Redner des Abends waren unter anderem die Bundestagsabgeordneten Hilde Mattheis (SPD), Dr. Harald Terpe (Bündnis 90/Die Grünen) und Kordula Kovac (CDU), deren Wahlkreis im Kinzigtal liegt, Vertreter der beiden Vertragspartnerkassen, AOK Baden-Württemberg und Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau (SVLFG), sowie der Gesundheitsexperte Prof. Dr. Gerd Glaeske.

Nutzen und Effizienz wiederholt nachgewiesen

„Für die Gesundheitsversorgung einer älter werdenden Gesellschaft werden Kriterien wie Nachhaltigkeit, Effizienz und Qualität immer wichtiger“, unterstrich Prof. Glaeske. Dass innovative Versorgungsstrukturen und Prozesse zu besseren Ergebnissen und höherer Effizienz führen, wurde am Montagabend deutlich. Zwei Daten aus dem Kinzigtal verdeutlichen dies.

In den ersten fünf Jahren nach Intervention wurde bei Versicherten, die in die Integrierte Versorgung eingeschrieben sind, signifikant höhere Überlebenszeiten gemessen: Diese weisen 617 weniger „verlorene Lebensjahre“ (Years of potential life lost (YPLL) auf als eine Vergleichsgruppe. Dies ist das Ergebnis einer kontrollierten Kohortenstudie, in der 6.482 eingeschriebene Versicherte in einem vergleichenden Design ebenso vielen nicht eingeschriebenen Versicherten, die hinsichtlich Alter, Geschlecht und Krankheitsstatus vergleichbar sind, gegenübergestellt wurden.

Hinsichtlich der Effizienz der Versorgung konnte Gesundes Kinzigtal im achten Jahr in Folge einen positiven Deckungsbeitrag erzielen. Für die insgesamt 33.000 Versicherten der beiden Vertragspartnerkassen, AOK Baden-Württemberg und Landwirtschaftliche Krankenkasse in der SVLFG, betrug dieser im Jahr 2014 knapp 5,5 Millionen Euro brutto. Jeder Kinzigtaler Versicherte kostete somit durchschnittlich gut 166 Euro weniger als im Bundesdurchschnitt. Der Deckungsbeitragsgewinn ergibt sich aus der Differenz zwischen den zu erwartenden Kosten und den tatsächlichen Kosten der Versicherten im Kinzigtal, bei der die gesamte Versichertenpopulation der beiden Krankenkassen zugrunde gelegt wird. Diese relative Kosteneinsparung teilen sich die Vertragsparteien und verwenden diese auch für das Management der Integrierten Versorgung, die Interventionsinstrumente sowie Investitionen in die Infrastruktur.

Entwicklungslabor für Innovationen und Vorbild für andere Regionen

Dr. h. c. Helmut Hildebrandt, Vorstand der OptiMedis AG und Geschäftsführer der Gesundes Kinzigtal GmbH, bezeichnete am Montagabend das Kinzigtal als Entwicklungslabor für innovative Versorgungselemente und für die Neuausrichtung der wirtschaftlichen Anreize zugunsten eines vermehrten Patientennutzen. „Die nunmehr über zehnjährige Intervention im Kinzigtal trägt zu einer medizinisch und wirtschaftlich besseren Versorgung der Versicherten bei. Wir wollen unser Versorgungsmodell auch mithilfe des Innovationsfonds auf weitere ländliche und städtische Regionen übertragen.“

Die AOK Baden-Württemberg, die den Vertrag mit der Gesundes Kinzigtal GmbH Anfang des Jahres auf unbefristete Zeit verlängerte, prüft dieses Anliegen. Ihr Vorstandsvorsitzender, Dr. Christopher Hermann, betonte im Vorfeld der Veranstaltung: „Wir sind davon überzeugt, dass unsere Erfahrungen aus der hausarztzentrierten Versorgung bestens mit der im Kinzigtal gelebten Versorgungspraxis harmonieren. Gesundes Kinzigtal hat sich als innovatives Modell für die Versorgung bewährt. Daher planen wir die Ausschreibung eines Versorgungsansatzes nach dem Kinzigtaler Vorbild auch in anderen baden-württembergischen Regionen.“ Auch SVLFG ist an einem Ausrollen des Modells interessiert: „Für unsere Versicherten sind angesichts ihrer Arbeitsbedingungen die maßgeschneiderten Angebote besonders wertvoll. Es ist wünschenswert, diese Vorteile auch in andere Regionen anzubieten“, sagte Reinhold Knittel, Vorsitzender der Geschäftsführung der SVLFG.

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