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Hirntumore: alleinige Chemotherapie ebenso gut wie eine Strahlentherapie

06.10.2009 10:58
Eine der bislang größten Untersuchungen zur Therapie einer Tumorvariante wird voraussitchlich die Behandlungsstandards weltweit verändern

Die anaplastischen Gliome sind mittelbösartige Hirntumore, die in Zukunft differenzierter und mit weniger Nebenwirkungen behandelt werden können. Statt wie bisher üblich nach der Operation die erweiterte Tumorregion zu bestrahlen oder Strahlen- und Chemotherapie zu kombinieren, können Ärzte nunmehr den jährlich rund 750 Neuerkrankten in Deutschland eine alleinige Chemotherapie anbieten. Damit werden mindestens gleich gute Resultate erzielt, die Präferenzen und Lebensumstände der Patienten können aber besser berücksichtigt werden.

„Wir haben gezeigt, dass eine alleinige Chemotherapie ebenso gut ist wie eine Strahlentherapie, bei der man langfristig mit beträchtlichen Nebenwirkungen rechnen muss“, sagte Professor Michael Weller, Direktor der Neurologischen Klinik des UniversitätsSpital Zürich auf der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN) in Nürnberg.

Erstaunlich lange Überlebenszeiten in deutschen Kliniken

Weller hatte zusammen mit Professor Wolfgang Wick von der neurologischen Universitätsklinik Heidelberg und weiteren Kollegen in der so genannten NOA-04-Studie 318 Patienten mit anaplastischen Gliomen des WHO-Grads III untersucht, die in rund 30 Kliniken aus ganz Deutschland behandelt worden waren. Zuvor hatten zwei weitere Studien jüngeren Datums bereits gezeigt, dass eine Kombination von Strahl- und Chemotherapie gegenüber der alleinigen Strahlentherapie die durchschnittliche Überlebenszeit solcher Patienten nicht verlängern kann und überdies mehr Nebenwirkungen verursacht. Weller und seinen Kollegen ist nun der Nachweis gelungen, dass eine alleinige Chemotherapie mindestens so gute Resultate erreicht wie eine alleinige Strahlentherapie.

Die NOA-04-Studie ist mittlerweile abgeschlossen und wird in wenigen Wochen online publiziert werden. „Wir können bereits jetzt sagen, dass die Überlebenszeiten in Deutschland bei diesen Hirntumoren im internationalen Vergleich sehr günstig sind. Mit sechs bis sieben Jahren liegen sie erheblich über den Werten aus anderen Studien – und das sind erstaunliche, gute und vielversprechende Werte“, sagte Weller.

Drei Biomarker erlauben die genaue Vorhersage des Krankheitsverlaufs

Auch die Vorhersage des Krankheitsverlaufes konnte Dank der Forschungen von Weller und Wick verbessert werden. Den Neurologen ist es gelungen, drei molekulare Marker zu identifizieren, deren Status jeweils für sich mit einem mehr oder weniger günstigen Verlauf korreliert. Sehr genau könne man damit voraussagen, ob die Betroffenen zwei oder drei Jahre oder eher neun bis zehn Jahre überleben werden.

Weller: „Wir sind uns der ethischen Problematik solcher Tests durchaus bewusst. Die meisten Patienten aber wollen wissen, wie ihre Aussichten sind und sie nutzen diese Informationen auch, um im Gespräch mit uns Ärzten abzuwägen, welche Therapie für ihre Lebensituation und Lebensplanung die beste ist.“

Für Patienten mit einer ungünstigen Prognose ist bereits die nächste große Studie in Vorbereitung. Sie sollen dabei ähnlich behandelt werden, wie Patienten mit einem Glioblastom, einem besonders bösartigen Hirntumor.

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Editorial

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Reinhold
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