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Infektiologen und Internisten kritisieren Facharzt-Ablehnung der Sächsischen Landesärztekammer scharf

16.11.2022 12:34
Anfang November hat die Sächsische Landesärztekammer (SLÄK) die Einführung eines Facharztes für Innere Medizin und Infektiologie im Bundesland Sachsen abgelehnt. Sie ist damit neben Brandenburg die einzige Landesärztekammer, die die Spezialisierung auf Facharztniveau für Infektiologinnen und Infektiologen zurückweist. Dabei hatte 2021 der Deutsche Ärztetag die bundesweite Einführung der Facharztweiterbildung „Innere Medizin und Infektiologie“ beschlossen – angesichts der Komplexität des Faches und der großen aktuellen und künftigen Herausforderungen in der Infektionsmedizin. Die Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM), die Deutsche Gesellschaft für Infektiologie (DGI) und der Berufsverband Deutscher Internistinnen und Internisten e.V. (BDI) kritisieren die Entscheidung der SLÄK scharf: Der Beschluss sei ein Rückschlag für die Infektionsmedizin in Sachsen, verschlechtere die beruflichen Perspektiven junger Ärztinnen und Ärzte in dem Bundesland und ziehe für die dortigen Kliniken zudem finanziell Nachteile nach sich.

Eigentlich hat die Infektionsmedizin in Sachsen eine lange und wichtige Tradition: Sachsen hat als einziges Bundesland eine eigene Impfkommission; zudem haben mehrere Zentren in Leipzig und Dresden über das Bundesland hinaus in der Infektionsmedizin einen hervorragenden Ruf. „Umso erstaunlicher ist der aktuelle Beschluss der SLÄK, denn er wird diese Standorte nachhaltig und langfristig schwächen“, sagt Professor Dr. med. Bernd Salzberger, Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Infektiologie (DGI).

Über Jahrzehnte bestand die Ausbildung in der Infektiologie lediglich aus einer einjährigen Zusatzbezeichnung. „Die Entscheidung für den Facharzt für Innere Medizin und Infektiologie hat endlich der Komplexität des Faches Rechnung getragen und zugleich die Karriere- und Forschungsmöglichkeiten für junge Ärztinnen und Ärzte in der Infektiologie deutlich verbessert“, so Dr. med. Jenny Bischoff, Sprecherin der Sektion Junge DGI. „Wir befürchten, dass junge Ärztinnen und Ärzte, die sich für Infektionsmedizin interessieren, Sachsen und Brandenburg eher meiden werden und ein Bundesland wählen, in dem sie eine anerkannte Ausbildung erhalten können“, ergänzt Dr. med. Anahita Fathi, Sprecherin der AG Junge DGIM, die am Zentrum für Innere Medizin des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf in der Sektion Infektiologie der I. Medizinischen Klinik tätig ist. Professor Dr. med. Christoph Lübbert, Leiter des Bereichs Infektiologie und Tropenmedizin am Department für Innere Medizin des Universitätsklinikums Leipzig, bestätigt diese Befürchtung. Bei ihm hätten sich bereits Ärztinnen und Ärzte gemeldet, die sich Sorgen machen, ob sie ihre infektiologische Facharztweiterbildung in Sachsen fortsetzen können, und bereits einen Standortwechsel in Erwägung ziehen.

Darüber hinaus bereitet die Sächsische Landesärztekammer mit ihrer Entscheidung den Kliniken auch finanzielle Nachteile: „Ohne Facharzt für Innere Medizin und Infektiologie bleiben den sächsischen Krankenhäusern umfangreiche Fördergelder, die eigentlich ab 1. Januar 2023 für die nächsten drei Jahre vorgesehen waren, versperrt“, sagt Salzberger.

Seit vielen Jahren haben sich DGI, DGIM und BDI dafür eingesetzt, die Ausbildung zum Infektiologen auf das Facharztniveau in der Inneren Medizin anzuheben. „Herausforderungen in der Infektionsmedizin bestanden und bestehen weit über die aktuelle Pandemie hinaus“, sagt Christine Neumann-Grutzeck, Präsidentin des Berufsverbandes Deutscher Internistinnen und Internisten e.V. Als Beispiele nennt sie die Zunahme von Antibiotikaresistenzen, die Behandlung komplizierter und schwerer Infektionen, etwa von Krankenhausinfektionen, aber auch die Klimaveränderungen und die vermehrte Migrations- und Reisetätigkeit, welche die Ausbreitung von bisher bei uns wenig verbreiteten Erregern begünstigt.

„Wir rufen die SLÄK dazu auf, ihren aktuellen Beschluss zu revidieren und eine zukunftsfähige und bedarfsgerechte Versorgung der Patientinnen und Patienten mit Infektionskrankheiten in Sachsen zu sichern“, fordert auch der DGIM-Vorsitzende Professor Dr. med. Ulf Müller-Ladner.

Editorial

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