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Mit Telemedizin gegen Ärztemangel in Pflegeheimen

30.08.2022 10:09
Die AOK Nordost hat gemeinsam mit Pflegeheimen, Ärztinnen und Ärzten sowie dem Telemedizin-Anbieter MedKitDoc ein sechsmonatiges Pilotprojekt in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern gestartet. In dem Projekt werden die häufigsten hausärztlichen Untersuchungen bei den Pflegeheimbewohnerinnen und Pflegeheimbewohnern vollständig via Videokonferenz durchgeführt. Das Ziel: Vor dem Hintergrund von Fachkräftemangel, fehlender Vernetzung und stellenweise großen Entfernungen soll eine gute ärztliche Versorgung in Pflegeheimen aufrechterhalten werden.

„Als Krankenkasse betreten wir damit Neuland“, sagt Timo Behrendt, eHealth-Experte bei der AOK Nordost. „Insbesondere in der Pflege werden die Potenziale der Digitalisierung noch viel zu wenig genutzt.“ Dabei sei gerade dort der Bedarf besonders hoch: Pflegebedürftige benötigen eine intensive und kontinuierliche ärztliche Betreuung. „Aber gerade auf dem Land gibt es immer weniger Ärztinnen und Ärzte. Deshalb setzen wir auch in der Pflege auf digitale Tools, die einen echten Nutzen haben, denn wir möchten eine gute ärztliche Versorgung in Pflegeheimen auch weiterhin ermöglichen", so Timo Behrendt, eHealth-Experte bei der AOK Nordost.

Die Plattform MedKitDoc ermöglicht die Durchführung der häufigsten hausärztlichen Beratungen via Videokonferenz mit gleichzeitiger Einbindung von verschiedenen Medizingeräten. Dabei kommen ausschließlich zertifizierte Medizingeräte zum Einsatz. Mittels einer App für mobile Geräte mit iOS– oder Android-Betriebssystem werden die erhobenen Daten wie EKG, Blutsauerstoff und vieles mehr in Echtzeit während der Videokonferenz an die Ärztin oder den Arzt übermittelt. Eine besondere Bedeutung hat dabei das Stethoskop:

„Bisher waren die Untersuchungsmöglichkeiten in einer Videokonferenz sehr eingeschränkt, oft mussten die Patientinnen und Patienten trotzdem noch in die Arztpraxis oder ins Krankenhaus. Unsere Plattform ermöglicht es unter anderem erstmals, mittels Stethoskop Herz- und Lungengeräusche in einer Videokonferenz abzuhören“, sagt Dorian Koch, CEO und Founder von MedKitDoc.

„Ich erhoffe mir eine signifikante Verbesserung des Austausches der medizinischen Daten von den Patientinnen und Patienten aus den Pflegeheimen und mir als behandelnde Ärztin“, sagt Monique Salchow-Gille, Internistin in Friedland und Ärztin im Senioren-Wohnpark Friedland. „Ich möchte möglichst umfassend und aktuell über den Zustand meiner Patientinnen und Patienten informiert sein und bei Bedarf zeitnah handeln können. Allerdings sind gerade auf dem Land die Wege sehr weit. MedKitDoc kann dieses Problem lösen, weil ich ortsunabhängig telemedizinisch auf alle wichtigen Vitalwerte Zugriff habe und damit fundierte Entscheidungen treffen kann. Und: Durch wegfallende Fahrzeiten – beispielsweise ist ein Pflegeheim 75 Kilometer entfernt – gewinne ich Zeit, die ich nutzen kann, mehr Patientinnen und Patienten zu betreuen. Der Bedarf ist groß.“

„Wir versprechen uns von MedKitDoc eine intensivere Taktung der ärztlichen Versorgung der Bewohnerinnen und Bewohner sowie eine Vermeidung unnötiger Krankenhauseinweisungen“, sagt Katharina Friesse, Einrichtungsleiterin im Senioren-Wohnpark Friedland. Außerdem sollen spezielle Schulungen sowohl an der Software als auch an den telemedizinischen Geräten die Kompetenzen des Pflegepersonals erweitern: „Die Möglichkeiten des Pflegepersonals, in akuten Situationen schnell zu reagieren, werden gestärkt. Durch die telemedizinische Einbindung der Ärztin oder des Arztes kann das Pflegepersonal schneller reagieren und so auch unseren Bewohnerinnen und Bewohnern mehr Sicherheit vermitteln.“

Erste positive Erfahrungen

„In unserem Pflegeheim konnten wir schon erste positive Erfahrungen sammeln“, sagt Erik Müske, Einrichtungsleiter im AWO Seniorenzentrum "Theodor Fontane in Oderberg. „So konnte durch die kurzfristige Abstimmung mit der Hausärztin über MedKitDoc bereits ein Facharztbesuch und eine Krankenhauseinweisung vermieden werden.“ Neben der kurzfristigen Konsultation der Ärztin gebe es auch zwei Termine je Woche, an denen die Ärztin für die Untersuchung via MedKitDoc zur Verfügung stehe: „Das ist ein großer Vorteil für unsere Bewohnerinnen und Bewohner, die kaum mobil sind. So haben sie die Möglichkeit, Beschwerden vorzutragen oder Krankheitsverläufe untersuchen zu lassen. Das ersetzt nicht die ärztliche Visite vor Ort, erleichtert jedoch den Zugang zur medizinischen Versorgung und erhöht deren Effizienz.“

Das Pilotprojekt ist Teil der AOK-Initiative „Stadt.Land.Gesund. für eine bessere ländliche Gesundheitsversorgung“. Dazu engagiert sich die AOK Nordost gemeinsam mit den Partnern vor Ort in zahlreichen Projekten, die im Kern drei Lösungsansätze verfolgen: notwendige Versorgungsangebote erhalten, Distanzen überwinden und Patienten mit besonderem Bedarf auch besonders zu unterstützen. Hierzu hat die Gesundheitskasse passgenaue Programme entwickelt, welche die Versorgung vor allem im ländlichen Raum nachweislich verbessern.

Editorial

RoskiHerausgeber
Prof. Dr.
Reinhold
Roski

 

 

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