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Stigmatisierung von Lungenkrebs erschwert Therapie-Innovationen

18.03.2021 15:27
Die Stigmatisierung von Krankheiten wie Lungenkrebs kann Patientinnen und Patienten davon abhalten sich behandeln zu lassen und sich negativ auf die Verbreitung innovativer Therapien auswirken, so lautet ein Ergebnis einer jüngst publizierten Studie der Universität Mannheim.

Verglichen mit Patienten, die von anderen Krebsarten mit ähnlichen Überlebenschancen betroffen sind, würden Lungenkrebs-Kranke deutlich seltener behandelt, berichten Grigolon und Lasio in ihrer Studie. Die Behandlungsquote liegt bei Lungenkrebs-Patienten bei rund 25 Prozent, während sie etwa bei Dickdarmkrebs 60 Prozent erreicht. Obgleich in den USA Lungenkrebs für 32 Prozent der Krebstoten verantwortlich ist, werden auf diese Krebsart nur zehn Prozent der Forschungsgelder verwendet, heißt es mit Verweis auf weitere Studien.

Um die Auswirkungen der Stigmatisierung von Lungenkrebs zu beurteilen, analysierten die Forscherinnen Verwaltungsdaten von Patienten im fortgeschrittenen Krankheitsstadium in der kanadischen Provinz Ontario über einen Zeitraum von zehn Jahren. Dazu nutzten sie detaillierte geographische Daten, um die Stigmatisierung in einem Modell des Patientennutzens einer Behandlung abzubilden.

Stigma ist dabei als endogener sozialer Effekt definiert und wird gemessen an dem Anteil der Patienten in der Nachbarschaft, die im Vorjahr diagnostiziert wurden und keine Behandlung erhielten. Auch wenn soziodemographische Faktoren wie Einkommen, Alter und Gesundheitszustand eine Schlüsselrolle für die Teilnahme an einer Behandlung spielten, sei soziales Stigma ein „substantielles“ Hemmnis für eine Therapie.

Während Dickdarmkrebs mit Blick auf die Folgen einer unterlassenen Behandlung vergleichbar ist mit Lungenkrebs, spielt hier eine Stigmatisierung der Krankheit aber keine Rolle, stellten die Forscherinnen fest.

„Alles in allem liefern die Ergebnisse überzeugende Beweise, dass weniger Patienten aufgrund der Stigmatisierung behandelt werden, was wiederum die Verbreitung innovativer Behandlungen bremst und geringere Anreize für Investitionen in Forschung und Entwicklung setzt“, urteilen Grigolon und Lasio.

Umgekehrt würde die Beseitigung des Stigmas die Behandlungsquote steigern und zu 4 Prozent mehr innovativen Therapien führen, wobei der Aufwand für bessere Überlebenschancen geringer sei als die Zusatzkosten für die Behandlung, heißt es weiter. Daher sollte das Thema Stigmatisierung bei der Ausgestaltung von Maßnahmen, die einen verbesserten Zugang zu Behandlungen zum Ziel haben, von Entscheidungsträgern in Betracht gezogen werden.

Editorial

RoskiHerausgeber
Prof. Dr.
Reinhold
Roski

 

 

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