Studie von Philips und RWI: Jede sechste Klinik ist von Insolvenz bedroht
Vergleich von Ost/West-Deutschland und Bundesländern
- Westdeutsche Krankenhausstruktur muss von Ostdeutschland lernen: In den ostdeutschen Bundesländern war die wirtschaftliche Lage der Krankenhäuser 2013 wie in den Vorjahren am besten
- Jede dritte westdeutsche Klinik (35,9 Prozent) in öffentlich-rechtlicher Trägerschaft hat eine stark erhöhte Insolvenzwahrscheinlichkeit – in Ostdeutschland hingegen nur 1,7 Prozent der öffentlich-rechtlichen Kliniken
- Die kommunalen Kliniken in Ostdeutschland schneiden mit 1,7 Prozent stark erhöhter Insolvenzwahrscheinlichkeit besser ab als der durchschnittliche private Träger in Deutschland (5,1 Prozent)
- Fast 90 Prozent der Ostdeutschen Kliniken sind wirtschaftlich erfolgreich, hingegen schreiben fast 50 Prozent der Krankenhäuser in Baden-Württemberg rote Zahlen (bezogen auf alle Träger)
- In Niedersachsen/Bremen, Baden-Württemberg, Bayern und Hessen sind in vielen Regionen die Krankenhausstrukturen ungünstig, es gibt zu viele kleine Einheiten, eine zu hohe Krankenhausdichte und zu wenig Spezialisierung
- Harte und konsequente Strukturanpassungen in Ostdeutschland in den 90er Jahren tragen heute ihre Früchte – Krankenhausstruktur in Westdeutschland benötigt Hilfe einer Bad Bank für ebensolche Anpassung
Kaum Marktaustritte im Krankenhaussektor
Im Krankenhaussektor fnden,laut Studie nur wenige Marktaustritte statt, obwohl dadurch die Versorgungssicherheit in kaum einer Region gefährdet würde. Um Marktaustritte besser bewerkstelligen zu können, schlagen die Autoren der Studie vor, den vom Gesetzgeber geplanten Strukturfonds zu einer Art Bad Bank für Krankenhäuser weiter zu entwickeln. Dieser „aktive Strukturfonds“ würde Krankenhäuser zur Abwicklung aufnehmen, wenn für den Träger weder eine Sanierung noch ein Verkauf in Frage komme und der Standort nicht aus Versorgungsgründen aufrechterhalten werden müsse.
Eine behandelnde Klink sollte das diagnostizierte Krankheitsbild oft therapieren, die erforderliche Infrastruktur für eine Behandlung nach anerkannten Standards besitzen und nicht wegen drohender Insolvenz an gutem Personal und Medizintechnik sparen müssen. „Patienten haben ein Recht darauf, optimal versorgt zu werden“, sagt Sebastian Krolop und fordert: „Wir müssen die Versorgungssicherheit ausbauen, indem wir bundesweit einheitliche Mindestanforderungen an die Erreichbarkeit und die Qualität der Krankenhäuser, sowie an die Notfallversorgung formulieren.“
Im Fall der Notwendigkeit würde der aktive Strukturfonds den Marktaustritt einer Klinik begleiten. Er sollte die Kosten für den Abriss oder die Umwidmung der Immobilie tragen, sowie die Aufstellung eines Sozialplans. Nach Berechnungen der Autoren würde der Fonds eine Ausstattung von 2,7 Milliarden Euro benötigen, sollte aus Bundesmitteln gespeist werden und unabhängig von den Ländern agieren können.
Demographischer Wandel erfordert deutlich effizienteres Gesundheitswesen
Insbesondere nach dem Jahr 2020 wird sich nach Einschätzung der Autoren der demographische Wandel verstärkt im Gesundheitswesen bemerkbar machen. Mehr Alte und weniger Junge werden nicht nur die sozialen Sicherungssysteme finanziell überfordern, sondern auch das Krankenhauspersonal – wie Ärzte – knapper und teurer machen. Effizienzverbesserungen des nötigen Ausmaßes scheinen nur auf der Ebene regionaler oder nationaler und integrierter Verbünde erzielbar. Dabei geht es nicht nur um Kostensenkungen, sondern insbesondere auch um eine verbesserte medizinische Versorgungsqualität und ein besseres Patienten-Management. „Die Digitalisierung der Medizin wird bei der Transformierung des Gesundheitswesens den entscheidenden Ansatz spielen. Voraussetzungen hierfür sind die elektronische Patientenakte, eine offene Telematikinfrastruktur und insbesondere eine sektorenübergreifende und patientenorientiere Medizin“, so Sebastian Krolop.