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Studie liefert überraschende Ergebnisse über Patienteneinweisungen und Ressourcen in Zentralen Notaufnahmen

27.09.2022 12:04
Die Zentralen Notaufnahmen (ZNA) in deutschen Kliniken sind überlastet, weil viele Patientinnen und Patienten dort fehl am Platz sind – sie könnten genauso gut ambulant und mit weniger Kostenaufwand versorgt werden. Diese weit verbreitete Meinung ist eindeutig falsch! Dies zeigt eine aktuelle Studie des Sektionssprechers Klinische Akut- und Notfallmedizin der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI).

Das Team von Professor André Gries, Leiter der ZNA am Universitätsklinikum Leipzig, wertete Daten von mehr als 34.000 Patienten aus, die vor der Pandemie, im Jahr 2019, in der ZNA des Universitätsklinikums Leipzig behandelt wurden. Das Ergebnis: Jeder sechste Selbsteinweiser wurde anschließend auch stationär behandelt. Die Studie wurde auch im "Deutschen Ärzteblatt" veröffentlicht.

„Welche Patienten kommen über welche Einweisungsarten in die ZNA? Welche Ressourcen sind für ihre Behandlung erforderlich? Und wie groß ist der Anteil der Patienten, die nach der ZNA auch stationär weiterbehandelt werden müssen? Auf diese Fragen wollten wir Antworten finden“, erklärt Studienleiter Gries. Von den rund 34.000 untersuchten Patientenfällen wurden 47,7 Prozent durch einen Rettungs- und Notarztdienst sowie 7,6 Prozent durch einen Arzt eingewiesen, 44,7 Prozent kamen aus eigener Kraft. „Interessant ist zum Beispiel, dass 16 Prozent der Selbsteinweiser auch stationär aufgenommen werden mussten, während die stationäre Aufnahmerate bei durch Ärzte zugewiesene Patienten bei nur rund 40 Prozent liegt“, erläutert Gries. Also wurden rund 60 Prozent der eingewiesenen Patienten nach einer Untersuchung in der Notaufnahme wieder nach Hause geschickt.

Ein Grund dafür sei häufig fehlende Ausstattungen in den Praxen, wenn zum Beispiel Röntgen- oder Ultraschall-Untersuchungen nicht durchgeführt werden könnten. „Die Einweisung in die ZNA dient dann meist der Ausschlussdiagnostik und hat nicht das Ziel der stationären Aufnahme“, weiß Studienleiter Gries aus der Fülle der Datensätze. Selbst durch den Notarzt eingewiesene Patienten könnten in fast 30 Prozent der Fälle die ZNA nach einer Abklärung durch das Team vor Ort wieder verlassen.

Bessere Patientensteuerung und Ausstattung in der Notfallversorgung sind zwingend nötig

Die Notaufnahmen in ganz Deutschland brauchen dringend Entlastung. So unterstreicht die hohe Zahl der aus der ZNA wieder entlassenen Patienten, dass die Trennung der Patientenversorgung zwischen ambulant und stationär dringend einer Reform bedarf! Bei alternativen ambulanten Versorgungsangeboten muss eine gute Steuerung der Patienten zwischen diesen Einrichtungen und den Zentralen Notaufnahmen erfolgen. Denn bereits im Sommer waren viele Notaufnahmen überlastet. Jetzt stehen Herbst und Winter vor der Tür und treiben die Zahl der Patienten nachweislich weiter in die Höhe.

„Wir müssen also genau definieren, was im niedergelassenen Bereich in puncto Notfallversorgung geleistet und entsprechend vorgehalten werden soll. Parallel müssen wir erfassen, welche Ressourcen wir haben“, sagt Prof. André Gries. Die Überlastung der ZNAs liegt in seinen Augen vor allem an der räumlichen und personellen Ausstattung: „Wir benötigen eine entsprechende Finanzierung bzw. eine Verschiebung der finanziellen Mittel. Wenn wir die Notfallversorgung neu denken und zum Beispiel den Vorschlag des Sachverständigenrats 2018 aufgreifen würden, sogenannte Notfall-Zentren zu entwickeln, dann könnte man die Notaufnahmen auch so ausstatten, dass sie alle akuten Patienten adäquat behandeln können – unabhängig davon, ob sie anschließend wieder nach Hause gehen oder nicht.“


MEDIZIN: Originalarbeit
Zentrale Notaufnahme
Inanspruchnahme und Ressourceneinsatz im Krankenhaus in Abhängigkeit von der Art der Zuweisung
Hospital emergency departments—utilization and resource deployment in the hospital as a function of the type of referral

Dtsch Arztebl Int 2022; 119: 640-6; DOI: 10.3238/arztebl.m2022.0276
Gries, André; Schrimpf, Anne Marie; von Dercks, Nikolaus

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Editorial

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Prof. Dr.
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