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Offen für verschiedene Perspektiven

02.04.2020 14:00
„Wir wollen unseren Beitrag dazu leisten, die Medizin ein wenig besser zu machen.“ Das sagt Prof. Dr. med. Jörg F. Debatin MBA, Chairman des health innovation hub (hih), im Titelinterview mit „Monitor Versorgungsforschung“. Unter anderem will Debatin und sein Team, das er recht multiprofessionell um sich versammelt hat, dabei mithelfen, dass die „recht theoretisch im Gesetz verankerte Digitalisierung auch tatsächlich beim Patienten ankommt“. Das macht den hih, wie Debatin im Interview ausführt, „in unseren Vorstellungen sehr frei und auch niemandem anderen verpflichtet“. Und da das Ende der hih-Geschäftstätigkeit Ende 2021 ohnehin feststehe, müsse es sich auch nicht um Folgeaufträge, Verlängerungen oder dergleichen kümmern.

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>> Brzoska ist wie sein Vorgänger nicht nur einer der knapp 50 Lehrstuhlinhaber an der Fakultät für Gesundheit der Universität Witten/Herdecke, sondern gleichzeitig auch Sprecher des am 19. Oktober 2006 ins Leben gerufenen Interdisziplinären Zentrums für Versorgungsforschung. Das IZVF zeichnet sich durch eine interfakultäre Struktur aus, denn als Mitglieder sind nicht nur die Vertreter der Departments der Fakultät für Gesundheit der Universität Witten/Herdecke eingebunden, sondern es wird entsprechend seiner fachübergreifenden Ausrichtung auch von allen anderen Fakultäten der Universität getragen. Ziel des IZVF ist es, inhaltlich und organisatorisch die Versor-
gungsforschung zu koordinieren. Das bedeutet, dass zum einen die an der Universität vorhandenen, sehr vielfältigen Kompetenzen und Aktivitäten der hier tätigen Wissenschaftler sowie Forschungsprojekte aus dem Gebiet der Versorgungsforschung gebündelt und vernetzt werden. Zum anderen wird die Zusammenarbeit untereinander gefördert, indem die Kultur eines interdisziplinären und interprofessionellen fachlichen Diskurses über wissenschaftliche Methoden und Forschungsdesigns in Kolloquien gepflegt wird. Die Ergebnisse sollen dann über systematische Lehrangebote, Workshops und Präsentationen von Forschungsergebnissen den Diskurs in der Universität beflügeln, aber auch in die außeruniversitäre Fachöffentlichkeit und in die Gesundheitspolitik getragen werden.
Der seit 2018 von Patrick Brzoska geleitete Lehrstuhl für Versorgungsforschung untersucht, wie Gesundheitssysteme und ihre Komponenten funktionieren. Im Mittelpunkt steht die Frage, welche Faktoren die Qualität der medizinischen Versorgung beeinflussen. Eng in das IZVF eingebunden, wird insbesondere mit den klinischen Lehrstühlen sowie dem Department für Pflegewissenschaft, aber auch der wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät kooperiert. „Hier gibt es auch Forschung in Bereichen, die anderswo nicht so stark ausgeprägt sind“, sagt Brzoska dazu. Dies reicht sogar bis hin ins Anthroposophische und selbst bis bin zu Naturheilverfahren. Denn, so Brzoska: „Man ist offen für verschiedene Perspektiven.“
Den seit jeher bestehenden Forschungsschwerpunkt der patientenzentrierten Versorgung hat Patrick Brzoska mit seinem eigenen Forschungsschwerpunkt, der eher von der Versorgungsepidemiologie geprägt ist, ergänzt und erweitert – unter anderem um den Themenbereich Diversität.
Gemeint ist damit aber nicht nur Migration, sondern das Metathema dahinter, das da lautet: „Wie kann die Gesundheitsversorgung auf die zunehmende Vielfalt der Bevölkerung eingestellt oder besser ausgerichtet werden?“ Hier spielt natürlich auch das Thema Migration eine Rolle, aber eben nicht nur. Dazu Brzoska: „Gesundheitsversorgung wird durch vielfältige Aspekte geprägt, da sich unsere Bevölkerung auch durch verschiedene Merkmale und Sozialisationen auszeichnet, die wiederum mit bestimmten Anforderungen an die Versorgung einhergehen.“ Dies erfordere hohe diversitätssensible Handlungskompetenzen, immer ergänzt durch entsprechende Tools, die es Ärzten und anderen Health Professionals erlauben, besser mit ihren Patienten kommunizieren zu können.
Genau um diesen Themenkreis geht es im Wittener Lehrstuhl für Versorgungforschung. Der Lehrstuhl widmet sich dem aus einer versorgungs- und sozialepidemiologischen Perspektive, indem unter Anwendung von Mixed-Method-Ansätzen untersucht wird, wie sich Bevölkerungsgruppen in ihrer Gesundheit und in ihrem Gesundheitsverhalten sowie im Hinblick auf die Nutzung und die Ergebnisse von Angeboten der Gesundheitsversorgung unterscheiden.
Dadurch möchte der Lehrstuhl auch einen Beitrag dazu leisten, Mechanismen in der Genese von Ungleichheiten in der Gesundheit sowie im Zugang und der Qualität gesundheitlicher Versorgung aufzudecken sowie die Health Literacy der Bevölkerung und die Qualität von Gesundheitsinformationen zu verbessern.“
Dies geschieht mit dem erklärten Ziel, daraus Strategien abzuleiten, mit denen die Gesundheit und Gesundheitsversorgung der Bevölkerung optimiert werden können. „Wir haben festgestellt, dass sich Ergebnisse der Versorgung unabhängig vom Gesundheitszustand zwischen einzelnen Bevölkerungsgruppen unterscheiden können“, erklärt Brzoska, der dies darauf zurückführt, dass viele Versorgungseinrichtungen eben noch nicht ideal darauf ausgerichtet sind, die Versorgungserwartungen einer diversen Bevölkerung zu berücksichtigen.
Die Forschungsinteressen des Lehrstuhls fokussieren dabei auf inhaltlicher Ebene ins­besondere auf die Bereiche
• Gesundheit und Gesundheitsversorgung von Menschen mit Migrationshintergrund
• Umgang mit Diversität im Gesundheits­system
• Chronische Krankheiten, Krankheitsvorstel­lungen und Krankheitsbewältigung
• Patient-reported Outcomes
• Rehabilitation und Pflege
• International Public Health

Auf der methodischen Ebene befasst sich der Lehrstuhl hingegen mit der Weiterentwicklung epidemiologischer und sozialwissenschaftlicher Methoden der Versorgungsforschung. Diese Weiterentwicklungsarbeit kommt Brzoska heutzutage viel zu kurz, weil oftmals nur inhaltlich ausgerichtete Projekte gefördert werden, so dass „leider die Methodik als solche ein bisschen auf der Strecke bleibt“.
Entsprechend wäre es seiner Meinung nach generell wünschenswert, wenn künftig unterschiedliche Fördergeber, nicht nur der Innovationsfonds mit dem Teil-Schwerpunkt Versorgungsforschung, verstärkt die metho-dische Forschung unterstützen würden.
Dazu gehört für ihn ganz speziell auch der Methodentransfer, den auch das IZVF vorantreiben möchte. Hierzu soll ein Methodenzentrum gegründet werden. Hier will Brzoska unter anderem das breite, an der Wittener Universität bereits vorhandene Professionalitäts-Spektrum nutzen, das eben nicht nur die Versorgungsforschung beinhaltet, sondern von der Soziologie bis zur Pflegewissenschaft und selbst bis hin zu – an anderen rein medizinisch geprägten Universitäten – eben nicht angebotenen Fächern wie Kulturreflexion und Wirtschaft reicht.
In der Lehre ist der Lehrstuhl in den vor-klinischen und klinischen Studienabschnitt des Modellstudiengangs Humanmedizin der Universität Witten/Herdecke eingebunden, der sich seit Gründung der Privatuniversität unter Führung des Gründers und langjährigen Präsidenten, Dr. Konrad Schily (s. MVF 05/17), dem Ziel verschrieben hat, ein breites Spektrum theoretisch-wissenschaftlicher Kenntnisse, praktische Fertigkeiten und ebenso Fähigkeiten zum sozialen Enga-gement zu lehren.
Im Fokus des Lehrstuhls für Versorgungsforschung steht  allerdings vor allem der Querschnittsbereich „Gesundheitsökonomie, Gesundheitssystem und öffentliche Gesundheitspflege“ innerhalb der medizinischen Approbationsordnung. <<

 

Prof. Dr. PH Patrick Brzoska, MSc., EMPH
ist seit 1. Oktober 2018 Inhaber des Lehrstuhls für Versorgungsforschung an der Fakultät für Gesundheit im Department für Humanmedizin der Universität Witten/Herdecke
Werdegang:
6/2018 – 9/2018: Juniorprofessor und Leiter der Nachwuchsforschergruppe „Demographieorientierte Versorgungsforschung“ an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Medizinische Fakultät; 10/2014 – 5/2018: Juniorprofessor für Epidemiologie,  Positive Bewährungsevaluation (07/2017)  an der Technischen Universität Chemnitz, Fakultät für Human- und Sozialwissenschaften, Institut für Soziologie; Leiter der Abt. Epidemiologie; 12/2008 – 9/2014: Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Bielefeld, Fakultät für Gesundheitswissenschaften, Abt. Epidemiologie & International Public Health
Studium:
2009 – 2013: Universität Bielefeld, Fakultät für Gesundheitswissenschaften, Promotionsstudiengang „Doctor of Public Health“; 2006 – 2008: Universität Bielefeld, Fakultät für Gesundheitswissenschaften, Studium Public Health (MSc): Zusatzqualifikation European Master of Public Health im Sept. 2009; 2003 – 2006: Universität Bielefeld, Fakultät für Gesundheitswissenschaften, Studium der Gesundheitskommunikation/Health Communication (BSc)

Ausgabe 02 / 2020

Editorial

RoskiHerausgeber
Prof. Dr.
Reinhold
Roski

 

 

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