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OA MVF 05/11: DDD vs. PDD: Berechnung von Tagestherapiekosten am Beispiel von Liraglutid

02.10.2012 18:22
Die Defined Daily Dose (DDD) ist eine theoretische Größe, die als internationale Standardvergleichsgröße für die Arzneimittelverbrauchsforschung entwickelt wurde. Sie gibt die angenommene mittlere Erhaltungsdosis pro Tag bei Erwachsenen für einen Wirkstoff in dessen Hauptindikation an. In Deutschland wird die amtliche deutsche Fassung der ATC-Klassifikation (Anatomisch-Therapeutisch-Chemische Klassifikation) inklusive der DDD-Angaben vom DIMDI (Deutsches Institut für Medizinische Dokumentation und Information) herausgegeben (DIMDI 2010). Diese basiert auf der Fassung der WHO, die für die Erstellung des international standardisierten ATC/DDD-Systems verantwortlich ist (Fricke et al. 2011). Sowohl die WHO als auch das Wissenschaftliche Institut der AOK (WIdO), das wiederum die Methodik der ATC-Klassifikation und DDD-Festlegung für Deutschland publiziert, weisen darauf hin, dass die DDD eine rechnerische Größe ist, die nicht mit der therapeutischen oder verschriebenen Dosis verwechselt werden darf. Für die longitudinale Arzneimittelverbrauchsforschung sind die DDDs stabil zu halten und sind somit als Entscheidungsgrundlage für Fragen zur Arzneimittelerstattung, Preissetzung und Therapie ungeeignet (Fricke et al. 2011).

Zusammenfassung
Die Defined Daily Dose (DDD) ist eine theoretische Rechengröße, die die angenommene mittlere Erhaltungsdosis pro Tag bei Erwachsenen für einen Wirkstoff in dessen Hauptindikation angibt. Sowohl die WHO als auch das Wissenschaftliche Institut der AOK (WIdO) erklären die DDD zum ungeeigneten Instrument für Fragen der Arzneimittelerstattung, Preissetzung und Therapie. Dennoch sollen im Widerspruch dazu gemäß § 73 Abs. 8 SGB V die DDD-Angaben des DIMDI (Deutsches Institut für
Medizinische Dokumentation und Information) als einheitliche Bezugsgröße für die Berechnung von Tagestherapiekosten in Deutschland herangezogen werden. § 84 Abs. 7a SGB V - mittlerweile gestrichen - sah für Fälle, in denen ein Preisvergleich auf DDD-Basis nicht sinnvoll ist, die Verwendung anderer Bezugsgrößen vor. Dieses Vorgehen wurde aber in der Vergangenheit praktisch nicht angewandt. In der vorliegenden Studie soll am Beispiel des GLP-1-Analogons Liraglutid ermittelt werden, ob die DDD, die auf 1,20 mg/d festgelegt ist, den tatsächlichen Tagesverbrauch – und damit die realen Therapiekosten – von Liraglutid unter alltäglichen Versorgungsbedingungen abbilden kann. Das Ziel dieser Studie war es daher, anhand realer Verordnungsdaten die Prescribed Daily Dose (PDD) von Liraglutid und die sich daraus ergebenden Therapiekosten basierend auf dem Apothekenverkaufspreis (AVP) darzustellen. Mittels der repräsentativen IMS® LRx Datenbank wurde die reale Tagesdosierung (PDD) von Liraglutid ermittelt, indem die verordnete Menge (mg) durch die Zeit in Tagen (d) bis zur nächsten Verordnung dividiert wurde. Insgesamt wurden 22.906 Patienten mit Diabetes mellitus Typ 2 eingeschlossen. Für Liraglutid lag die PDD im Median bei 1,20 mg/d und unterschied sich damit nicht von der DDD. Daher sollte im Rahmen von Kostenvergleichen grundsätzlich überprüft werden, ob die jeweilige DDD als Messgröße der Kostenberechnung dienen kann. Im Hinblick auf die Problematik der Definition von Jahrestherapiekosten als Parameter der frühen Nutzenbewertung sollte für einen objektiven Kostenvergleich die PDD herangezogen werden.

Abstract
Calculation of daily doses using the example of Liraglutid
The Defined Daily Dose (DDD) is a theoretical mathematical parameter, which indicates the assumed average maintenance dose per day for a drug used for its main indication in adults. Both the WHO and the Scientific Institute of the AOK (WIdO) state explicitly that the DDD is not suitable for questions of reimbursement, pricing and therapy. In contrast, the DDD information of the DIMDI (German Institute for Medical Documentation and Information) should be used as a standard instrument for the calculation of daily therapy costs in Germany according to § 73 (8) SGB V. Referring to § 84 (7a) SGB V – in the meantime cancelled - the usage of other instruments was recommended in cases where a cost comparison based on DDD is not reasonable. However, in the past this was not applied in practice. The present study should clarify for the GLP-1-analogue liraglutide (an antidiabetic drug) if the DDD, which is defined with 1,20 mg/d is equal to the real daily consumption – and therefore the real daily costs – of liraglutide under real-life conditions. The aim of this study was to evaluate the Prescribed Daily Dose (PDD) of liraglutide based on real-life prescription data and in consequence to calculate the therapy costs based on the pharmacy retail price (AVP). The Prescribed Daily Dose (PDD) of liraglutide was evaluated based on the IMS® LRx data by dividing the prescribed dose (mg) by the time in days (d) until the following prescription. In total 22.906 patients with diabetes mellitus type 2 were included. The median PDD of liraglutide was 1.20 mg/d and did not differ from DDD. Hence, within the context of cost comparisons the appropriateness of DDD for the calculation of therapy costs should be verified. Regarding the difficulty of the annual therapy costs definition as a parameter of the early benefit assessment the PDD should be applied for an objective cost comparison.

Keywords
DDD, PDD, Kosten, Diabetes mellitus, Liraglutid, cost, liraglutide

Literatur
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Fricke, U./Günther, J./Zawinell, A./Zeidan, R. (2011). Anatomisch-therapeutisch-chemische Klassifikation mit Tagesdosen für den deutschen Arzneimittelmarkt - Methodik der ATC-Klassifikation und DDD-Festlegung. Berlin
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Autoren:
Dr. Karel Kostev
Dipl.-Gesundheitsök. Lisa Seitz
Dr. Maria Wohlleben
Dr. Sabine Fuchs

 

Open Access-PDF zum Zitieren (Zitationshinweis: Kostev, K. et al.: "„DDD vs. PDD: Berechnung von Tagestherapiekosten am Beispiel von Liraglutid“. In: "Monitor Versorgungsforschung" (MVF) 05/11, S. 42 ff.)

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