MVF 04/18
„Den Menschen insgesamt in den Blick nehmen“
Ausgabe 04 / 2018
„Es ist an der Zeit, den Menschen, das Individuum, die Person in den Blick zu nehmen“, sagt Prof. Dr. med. Dr. phil. Dipl.-Psych. Martin Härter, der Präsident des 17. Deutschen Kongresses für Versorgungsforschung im Titelinterview mit „Monitor Versorgungsforschung“. Der 17. DKVF hat darum das Motto „Personenzentriert forschen, gestalten und versorgen“ gewählt, das mit vielen nationalen und internationalen Sprechern diskutiert wird.
Steuern Arzneimittelvereinbarungen: ja oder nein?
Ausgabe 04 / 2018
„Das ist eine Riesenchance, von den Regressen wegzukommen. Der Arzt soll verantwortlich sein für die evidenzbasierte Therapie, für Dosierung und Wirkstoffauswahl. Aber nicht für den Preis“, so Dipl.-Med. Regina Feldmann, damaliger Vorstand der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, zu den neuen regionalen Vereinbarungen. Die darin enthaltenen Verordnungsquoten und Versorgungsziele sollen eine wirtschaftliche Arzneimittelverordnung sicherstellen und die Patienten mit hoher Qualität versorgen. Je nachdem welche Arzneimittelgruppen mit welchen Zielen belegt werden, kann die regionale Ausgestaltung zu einer wirtschaftlichen Verordnungsweise beitragen, auch wenn diese sicherlich von zahlreichen weiteren Faktoren abhängt. Ob Steuerungseffekte auftreten, zeigt der vorliegende Beitrag anhand ausgewählter Beispiele.
Stärkerer Fokus oder vielleicht gar Versorgungsziele?
Ausgabe 04 / 2018
„Der Innovationsfonds ist von einem zarten Pflänzchen zu einem Impulsgeber in der Versorgung geworden“, erklärte durchaus stolz Prof. Josef Hecken, unparteiischer Vorsitzender des G-BA und Vorsitzender des Innovationsausschusses. Er zog vor über 600 Besuchern des G-BA-Kongresses „Zwei Jahre Innovationsfonds – Impulsgeber für eine bessere Versorgung“ eine „gute und solide Zwischenbilanz“. Doch nicht nur Vergangenheit und Gegenwart kamen ausführlichst zur Sprache, sondern auch die künftige Zuteilung und Vergabe der Innovationsfonds-Mittel ab 2019.
Von der Innovation zur Regelversorgung
Ausgabe 04 / 2018
Die Nutzenbewertung braucht neue Ansätze. Die Prozesse sind zu lang, Patientenpräferenzen werden zu wenig berücksichtigt, Evidenz ist zu wenig dynamisch. In der vierten Plenumsveranstaltung diskutierten rund 80 Experten über Entscheidungskriterien, Studiendesigns und -endpunkte, Patientenpräferenzen und Innovationszyklen von Therapien, Medikamenten und Medizinprodukten.
Vergütungen für „sektorengleiche Leistungen“
Ausgabe 04 / 2018
„Sektorenübergreifende Vergütung – Chimäre oder bald schon Realität?“ nannte das Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung in der Bundesrepublik Deutschland (Zi) seinen Kongress, bei dem unter anderem eine Studie des IGES zu „Perspektiven einer sektorenübergreifenden Vergütung ärztlicher Leistungen“ vorgestellt wurde.
Mehr Kooperation und Koordination gefordert
Ausgabe 04 / 2018
Die Anforderungen an die Arzneimittelverordung haben sich vor allem durch die Auswirkungen des demographischen Wandels und der damit einhergehenden zunehmenden Multimorbidität in den letzten Jahrzehnten dramatisch verändert. In dieser Zeit neuer Herausforderungen in der Arzneimittelverordnung war es Ziel des Kongresses „Die Lage der Arzneimittelanwendung 2018“– veranstaltet vom Verein zur Förderung der Arzneimittel-Anwendungsforschung e.V., dem Hartmannbund und der Robert Bosch Stiftung in Kooperation mit dem Institut für Gesundheitssystem-Entwicklung – den Status Quo zu beschreiben, notwendige Entwicklungen aufzuzeigen und Wege zu benennen.
RWE-Forschungsprogramm zeigt Unterschiede auf
Ausgabe 04 / 2018
Sanofi veranstaltete anlässlich des 78. Kongresses des American Diabetes Association (ADA) in Orlando im US-Bundesstaat Florida eine Offline/Online-Podiumsdiskussion über Real World Evidence. Das erklärte Ziel: Für RWE nicht nur eine höhere Awareness, sondern auch ein besseres Verständnis zu schaffen. Erklärt und diskutiert wurden von und mit international tätigen Sanofi-Wissenschaftlern die mögliche Anreicherung der RCT-basierten Evidenzbasis durch RWE sowie die neuen, darauf aufbauenden Erkenntnisse zum Wirkverhalten von „Toujeo“ im Vergleich zu Basalinsulinen der 1. und 2. Generation und auf die Hypoglykämie-Reduktion.
FDA legt einen „Biosimilar Action Plan“ auf
Ausgabe 04 / 2018
Mit elf Leitaktionen innerhalb des „Biosimilar Action Plans“ (BAP) will die amerikanische Food and Drug Administration (FDA) nicht nur Innovation, sondern auch Wettbewerb zwischen Biologika und die Entwicklung von Biosimilars fördern. Ebenso sollen die Maßnahmen dazu beitragen, nicht nur einen wettbewerbsfähigeren Markt zu etablieren, sondern gleichzeitig auch größere Anreize für Unternehmen zu schaffen, um für zukünftige Produkte erforderliche Investitionen zu unterstützen, die den Patienten und der öffentlichen Gesundheit nach Ablauf der Patentlaufzeit einen größeren Nutzen bringen sollen. Damit will sich die FDA, so der 2017 von US-Präsident Donald Trump bestellte Commissioner, Dr. Scott Gottlieb, auf die Weiterentwicklung von Richtlinien konzentrieren, „die den Prozess zur Entwicklung von Biosimilars effizienter machen“.
Im Spannungsverhältnis zwischen Zutritt und Preis
Ausgabe 04 / 2018
Die „Chancen und Risiken für Biosimilars in Deutschland“ standen auf dem von Pfizer ausgerichteten Satellitensymposium anlässlich des Hauptstadtkongress „Medizin und Gesundheit 2018“ im Fokus. Einig waren sich die Experten – Prof. Dr. Diana Lüftner (Charité Universitätsmedizin, Berlin), Prof. Dr. Jürgen Wasem (Universität Duisburg-Essen), Prof. Dr. Uwe May (Hochschule Fresenius, Idstein), Enno Scheel (Bundesverband der Rezeptur Herstellbetriebe e. V.) sowie Dr. Andreas Ludäscher (Pfizer Pharma PFE GmbH/Pfizer Essential Health) –, dass Patienten nur dann nachhaltig und wirtschaftlich versorgt werden können, wenn die Steuerungsinstrumente im GKV-Arzneimittelmarkt synchronisiert werden; wobei – so May – „ein gesetzgeberischer Klärungsbedarf“ besteht, um „Verwerfungen und Fehlanreize im Markt zu vermeiden“.
„Eine Wette auf die Zukunft des deutschen Systems“
Ausgabe 04 / 2018
Interview mit Prof. Dr. Uwe May und Prof. Dr. Jürgen Wasem anlässlich des HSK-Satellitensymposiums über Biosimilars
„Aut simile könnte die Therapiehoheit gefährden“
Ausgabe 03 / 2018
Im Kurzinterview: Dr. Andreas Ludäscher, Geschäftsführer Pfizer Pharma PFE GmbH und Deutschlandchef von Pfizer Essential Health
Den Menschen im Fokus
Ausgabe 04 / 2018
Psychosoziale Medizin und das Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, das im kommenden Jahr seinen 130. Geburtstag begehen kann, lassen sich nicht trennen: Bereits 1970 wurden erstmalig die psychosozialen Fächer in die Approbationsordnung für Ärzte eingeführt, psychosomatische Zusammenhänge diskutiert und damit der rein medizinische Krankheitsbegriff in Frage gestellt. Aus diesen langjährigen Erfahrungen entstand die bis heute erfolgreich arbeitende Poliklinik des UKE – mit einem besonderen Schwerpunkt in der Begleitung und Behandlung von schwer und chronisch Kranken und ihren Angehörigen auf der einen Seite, die Rehabilitations- und Versorgungsforschung auf der anderen, bereits 1993 mit der Berufung von Uwe Koch-Gromus als Direktor etabliert. 2002 änderte die Abteilung ihren Namen in „Institut und Poliklinik für Medizinische Psychologie“, das seit 2008 von Prof. Dr. med. Dr. phil. Dipl.-Psych. Martin Härter geleitet wird.
HAM-NET: Koordinieren, fördern und verbessern
Ausgabe 04 / 2018
Kooperation koordinieren, Forschung fördern und Versorgung verbessern – das ist das Motto des Hamburger Netzwerks für Versorgungsforschung (HAM-NET), das sich am 1. Februar 2017 mit Hilfe einer BMBF-Förderung gegründet hat und seitdem in der Hamburger Metropolregion aktiv ist. Das deutsche Gesundheitswesen ist durch zahlreiche Akteure geprägt und komplex strukturiert. Versorgungsforschung zur Verbesserung der Gesundheitsversorgung ist somit stets interdisziplinär zu denken. Im HAM-NET haben sich dementsprechend bereits über 30 Institutionen aller relevanten Akteure im Hamburger Gesundheitswesen vernetzt.
Es wird Zeit für die Etablierung des Fallmanagements
Ausgabe 04 / 2018
Den Erhalt einer qualitativ hochwertigen medizinischen Versorgung insbesondere auch in den ländlichen Regionen – dieses Ziel hat sich die IGiB GbR (Innovative Gesundheitsversorgung in Brandenburg) gesetzt. Dafür entwickelt die Arbeitsgemeinschaft, bestehend aus der Kassenärztlichen Vereinigung Brandenburg sowie den Krankenkassen AOK Nordost und BARMER, passgenaue Versorgungsmodelle für Brandenburg. Eines ihrer erfolgreichsten Projekte ist die Fallmanagerin agneszwei. Die Partner dieses „start-up-joint-ventures“ gehen davon aus, dass dieser Versorgungsansatz bundesweit in den Versorgungsalltag eingehen sollte.
„Interessenkonflikte hat jeder, aber jeder andere“
Ausgabe 04 / 2018
Kommentar von Prof. Dr. med. Franz Porzsolt, Vorstandsvorsitzender des Institute of Clinical Economics (ICE)
„Grundsätzlich keine belastbaren Nutzenbelege“
Ausgabe 04 / 2018
Replik von Univ.-Prof. Dr. Norbert Schmacke, Institut für Public Health und Pflegeforschung der Universität Bremen (Abteilung 1 Versorgungsforschung) zum Statement „Der Andere könnte auch Recht haben“ von Univ.-Prof. Dr. med. Peter F. Matthiessen (Vorsitzender des Sprecherkreises des Dialogforums Pluralismus in der Medizin) in MVF 03/18
Steigende Hautkrebsprävalenz bei geringer Inanspruchnahme von Hautkrebsscreening
Ausgabe 04 / 2018
Die Früherkennung, das sogenannte Hautkrebsscreening, ist seit dem Jahr 2008 eine Leistung, die gesetzlich Versicherte ab 35 Jahren alle zwei Jahre kostenfrei in Anspruch nehmen dürfen. Dabei untersuchen Dermatologen und Ärzte bestimmter Fachgruppen mit entsprechender Fortbildung die Haut auf verdächtige Veränderungen, die entfernt werden sollten. Den Status Quo sowie Entwicklungstendenzen bei der Inanspruchnahme beschreiben die hier durchgeführten Analysen. Grundlage der Analysen ist die anonymisierte Forschungsdatenbasis der AOK Nordost mit ihren rund 1,75 Millionen Versicherten. Die vorgestellten Ergebnisse erfassen die Entwicklung zwischen 2008 – dem Jahr der Einführung des Hautkrebsscreenings als Versicherungsleistung – und dem Jahr 2015. Alle Versicherten der AOK Nordost ab dem Alter von 35 Jahren, die innerhalb des jeweils betrachteten Jahres vollständig versichert waren und in den drei Bundesländern Berlin, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern lebten, sind Teil der Studienpopulation. Im Jahr 2008 umfasste die Studienpopulation circa 1,23 Millionen Versicherte. Bis zum Jahr 2015 fiel sie auf circa 1,19 Millionen Versicherte ab (vgl. Tabelle 1). Für einige Analysen fand eine Betrachtung nach Nationalitäten statt. Dabei kann die Nationalität als Indikator für Unterschiede hinsichtlich individueller Risikofaktoren – wie dem Hauttyp – angesehen werden.
„Nationaler Aktionsplan Gesundheitskompetenz“ – Relevanz für die Versorgungsforschung
Ausgabe 04 / 2018
Seit Anfang des Jahres 2018 hat auch Deutschland nach dem Vorbild anderer Länder einen „Nationalen Aktionsplan zur Stärkung der Gesundheitskompetenz“. Von einer unabhängigen Expertengruppe erstellt, enthält der Plan fünfzehn Empfehlungen, die sich auf vier große Handlungsbereiche beziehen: die alltäglichen Lebenswelten, das Gesundheitssystem, das Leben mit chronischer Erkrankung und die Forschung (Schaeffer et al. 2018). In dem nachfolgenden Beitrag wird zunächst ein kurzer Überblick über den Diskussionsstand zum Thema „Gesundheitskompetenz“ gegeben und dann erläutert, warum ein Aktionsplan sinnvoll und notwendig ist, auf welchen empirischen Grundlagen er aufbaut und welche inhaltlichen Schwerpunkte er hat. Anschließend wird die Empfehlung zur Förderung der Forschung über Gesundheitskompetenz vorgestellt und erläutert. Gezeigt wird, dass der Nationale Aktionsplan auch als Agenda für neue Ansätze und Themen der Versorgungsforschung gelesen werden kann.
Kosten- und Mengeneffekte des MICADO- Selektivvertrags
Ausgabe 04 / 2018
Die Entwicklung neuer Operationsverfahren, medizin- und narkosetechnische Fortschritte sowie der Aufbau integrativer Versorgungsstrukturen ermöglichen es, operative Eingriffe in zunehmendem Maße ambulant durchzuführen. Gegenüber stationären Eingriffen bieten ambulante Operationen zahlreiche Vorteile: Einsparungen in Personal- und Krankenhauskosten, eine patientengerechtere Behandlung (z.B. durch eine geringere psychische Belastung insbesondere bei Kindern und älteren Patienten), die Möglichkeit einer flexibleren Zeitplanung sowie ein geringeres Risiko nosokomialer Infektionen (Castoro et al. 2007; Lemos et al. 2009; Shnaider & Chung 2006; Standl & Lussi 2012). Der zwischen dem GKV-Spitzenverband, der Deutschen Krankenhausgesellschaft und der Kassenärztlichen Bundesvereinigung geschlossene Vertrag nach § 115b Abs. 1 SGB V „Ambulantes Operieren und stationsersetzende Eingriffe im Krankenhaus“ (AOP-Vertrag) ermöglicht Versicherten eine ambulante Durchführung ausgewählter Operationen. Trotz dieser kollektivvertraglichen Option liegt der Anteil ambulanter Operationen in Deutschland mit ca. 37% deutlich hinter Ländern wie z.B. den USA, Kanada oder Skandinavien, in denen bereits rund 50-90% aller operativen Eingriffe ambulant durchgeführt werden (Toftgaard 2003). Ursachen für den geringen Anteil ambulanter Operationen könnte die von den niedergelassenen Leistungserbringern (klinisch ausgebildete Fachärzte) als zu gering empfundene Vergütung oder fehlende Abrechnungsmöglichkeiten für diese Operationen der Regelversorgung sein.